Uschi Fellner

Kein Tag wie der andere

Teilen

Warum positives Denken wirklich alles leichter macht

Das neue Schlagwort heißt positiv denken. Und zwar gnadenlos. Wann immer ich leise Kritik an was auch immer übe, sagt irgendwer in meiner Umgebung: „Positiv denken! Findest du nicht, du siehst das zu negativ?“ Und nicht immer ist es ironisch gemeint.
Ich bin für einen gesunden Realismus mit grundsätzlich positivem Einschlag. Die Realität ist nicht immer positiv, aber man kann sie sich positiver denken. Im Internet entdeckte ich unlängst    eine Immobilienanzeige mit folgendem Text:
Karrierefrau, 36, attraktiv und erfolgreich, sucht eingerichtetes Loft oder bezugsfertige Altbauwohnung in Bestlage, ab 150 Quadratmeter. Miete bis zu Euro 500,- möglich.
Hm, dachte ich, als ich das las und ich dachte eher negativ. Eher in die Richtung, dass die Dame vielleicht sehr an Sex mit einem potenziellen Vermieter und weniger an einem redlich erwirtschafteten Mietobjekt interessiert sei. Wer so reinen Herzens an das Gute glaubt, hat etwas zu verbergen. Negativ betrachtet.  
Vielleicht handelte es sich bei der Karrierefrau, 36, aber einfach um einen durch und durch positiv gepolten Menschen, der gegen jede negative Denke immun war. Vielleicht würde die Karrierefrau, 36, eine Geschichte erzählen, die uns allen Mut macht, künftig ebenso beschwingt zu agieren.
Aus Interesse rief ich an. „Hallo!“, sagte ich freundlich und nannte meinen Namen, „ich rufe wegen Ihrer Anzeige...“ „Ich will kein Abo, lassen Sie mich gefälligst in Ruhe“, bellte die Dame ins Telefon. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es sich um die Karrierefrau, 36, gehandelt hatte. Aber fast.
Positiv denken ist trotzdem grandios. Heute sagte jemand den schönen Satz: „Schwächen sind die neuen Stärken!“ Das finde ich gut. Enthebt von jedem schlechten Gewissen. Während ich das schreibe, findet eine Packung Manner Schnitten den Weg ihrer Bestimmung. Ich bin durch und durch positiv. Und blad sein ist das neue Schlank.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.