Uschi Fellner

Kein Tag wie der Andere

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Warum ich mich aus der Schuhabteilung melde. Und warte.

Im Kaufhaus mit der tollen Schuhabteilung fand ich ein wunderbares Paar Schuhe. Genau die, die ich wollte. Keilabsatz mit leichtem Plateau, nicht klobig, nicht tussig, sportlich-elegant. Der Schuh für jede Gelegenheit. Um 40 Prozent reduziert.

Ich habe Größe 37.
Auf den Schuhen stand 39. „Haben Sie die noch in 37?“, fragte ich die Verkäuferin. „Die kleinste Größe, die wir davon haben, ist 39“, sagte sie. „Gibt’s die Schuhe vielleicht noch in 38?“, fragte ich. „Größe 41 und 42 sind noch da“,        sagte sie. „Diese hier sind 39“, sagte ich und wiegte den Schuh in der Hand. „Ja“, sagte sie.

„Einmal hatte ich bei Stiefeln Größe 38,5“, sagte ich. „Aha“, sagte die Verkäuferin. „Die waren klein geschnitten“, sagte ich. „Ich probiere die 39er mal an.“ Die Verkäuferin sagte nichts. Sie merkte mir an, dass ich zum Äußersten entschlossen war. Ich drehte mich vor dem Spiegel.

„Na bumm, die sind Ihnen aber viel zu groß“, sagte sie. Widerspruch löst manchmal hartnäckige Flexibilität bei mir aus. „Im Sommer und bei Hitze werden die Füße größer“, sagte ich. „Laut Guinness Buch der Rekorde um bis zu acht Nummern.“ Die Verkäuferin sagte nichts. Mittlerweile hatte sich ein Grüppchen interessierter Damen um uns versammelt. „Die gehen schon!“, rief eine. „Solche Schuhe kann man immer brauchen!“ „Die sind Ihnen echt zu groß“, sagte eine andere. „Also ich würde die nicht nehmen!“

Ich war sicher, die Dame hatte Größe 39.
Das Publikum spaltete sich in zwei Lager. In Größe 39. Und mich. Es begann zu dämmern. Die Verkäuferinnen riefen „Kassaschluss“. Alle gingen. Bis auf Größe 39. So einfach darf man sich im Leben nicht wegloben lassen. Was soll ich sagen? Wir sitzen in der Schuhabteilung. Wir warten. Größe 39 darauf, dass ich endlich die Schuhe ausziehe, die sie will. Ich warte auf meine Entscheidung. Das kann
dauern.

Shopping ist brutaler Buddhismus.

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