Kristin Pelzl-Scheruga

Nie bist du für mich da!

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Meine Tochter ist wütend. Warum ich das gut finde...

Es ist wieder einmal spät geworden in der Redaktion.  Ich hetze nach Hause, damit ich meine Tochter (7) noch sehe, bevor sie schlafen geht. Die Tür zum Kinderzimmer ist zu. Ich klopfe. „Du brauchst gar nicht reinkommen!“ Vorsichtig öffne ich die Tür. Rosa liegt am Bett, vorwurfsvoller Blick. „Wenn du so spät kommst, brauchst du gar nicht mehr kommen!“ Ich sage, dass es mir leidtut. Dass ich zurzeit viel Arbeit habe. Sie ist immer noch wütend: „Und wenn du dann daheim bist, bist du auch nicht wirklich bei mir! Du bist mit dem Kopf woanders!“

So sehr mich  Rosas Wut trifft – ihr Zorn ist berechtigt. Das tut weh. Aber  ich bin auch froh darüber, dass sie ihre Gefühle artikuliert. Besser, es fliegen einmal ordentlich die Fetzen, als wir  zelebrieren ein scheinharmonisches Gute-Nacht-Szenario.
Es kann nämlich nicht immer alles gut sein. Vom neuen Hollywood-Trend, sich selbst Trennungen schönzureden, halte ich wenig: Da mag Schauspielerin Gwyneth Paltrow ihren Split von Coldplay-Sänger Chris Martin noch so sehr als „conscious uncoupling“ („bewusstes Entpartnern“) propagieren – wenn ich davor leidenschaftlich geliebt habe, will ich danach auch gefühlsintensiv hassen und leiden.
Also, mein Mädchen, gibs mir nur. Ich hab dich nämlich ganz furchtbar lieb.

Kritin Pelzl-Scheruga ist Gesund-Chefin von MADONNA.

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