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Das Kind als Zentrum des Universums. Mindestens!

Die Egozentrik von Kindern übertrifft jene einst gehypter Leinwand-Diven (und ich denke da an Kaliber wie Liz Taylor) um Längen. Wir gestalten unser oberstes Stockwerk neu und sind zwecks Suche nach einem Teppich und einer Stehlampe in einem Möbelhaus. Geschmack ist nicht leicht zu finden und die Siebenjährige wird langsam ungeduldig: „Warum kriegst immer du was? Und ich nie?“

Ich konfrontiere meine Tochter mit der Realität: „Rosa, du bekommst andauernd etwas. Dein Zimmer ist randvoll mit Spielzeug!“ So etwas lässt eine Diva natürlich nicht gelten: „Hallo, Mama?! Ich spreche von HEUTE!“
Die Bestrafung meiner Konsequenz erfolgt umgehend. Beim Ausmisten stoßen wir auf alte Fotoalben. Rosa inspiziert unsere Hochzeitsfotos, aufgenommen vor gut 15 Jahren: „Früher warst du viel schöner, Mama!“

Die größte Freude im frisch renovierten Zimmer bereitet mir mein neuer Plattenspieler. Ich höre Vinylscheiben, die ich zuletzt vor über zwanzig Jahren gespielt habe, und schwanke zwischen Euphorie und Wehmut. Da kommt die Diva: „Hast du die Musik schon lange?“ Ich nicke: „Ja, Rosa, da warst du noch gar nicht auf der Welt.“ Das ist für Madame „Die Sonne dreht sich um mich“ schwer vorstellbar: „Was?! Da hast du noch nicht einmal an mich gedacht?!“
Man kann mir viel vorwerfen.  Aber für manches kann ich wirklich nichts.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Gesund-Chefin von MADONNA.

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