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Endlich kann ich mich outen, ohne verhauen zu werden.

Wie bereits öfters an dieser Stelle erwähnt, war ich als Kind ein wenig anders als die anderen. So auch was meinen Musikgeschmack betrifft. Andere Kids flippten bei New Kids On The Block oder Backstreet Boys aus. Meine Musiksammlung hingegen bestand aus Kassetten von Tina Turner, Rod Stewart, Elton John und Modern Talking. Letztere wanderten eines Tages in den Müll – Dieter Bohlen und Thomas Anders waren sogar mir irgendwann zu peinlich. Tina Turner, Rod Stewart und Elton John jedoch durften bleiben – bis heute. Und so versteht es sich wohl von selbst, dass ich zu den 7.000 Irren zählte, die sich letzte Woche bei 38 Grad Hitze in die Stadthalle begaben, um Elton John live mitzuerleben. Meine Vorfreude wurde anfänglich getrübt. Gesamtbestuhlung mag dem Altersdurchschnitt des Publikums vielleicht entsprechen, ist aber der Stimmung freilich wenig förderlich. Kreischende Massen im Bühnengraben, tschickende Fans auf den Tribünen... alles Schnee von gestern, das Publikum so brav und clean wie Elton John inzwischen selbst. Bäh, langweilig, dachte ich. Bis der 66-Jährige die alten Hadern vom Zaum ließ, die Menschen zur Bühne strömten, Elton John das Haus (Crocodile-)rockte – und dem Kind in mir bei Circle of Life die Tränen in die Augen stiegen. Jetzt kann ich’s ja zugeben – als Kind wäre ich dafür im Schulhof verhauen worden.

Daniela Schimke ist MADONNA
Chefredakteurin. d.schimke@oe24.at

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