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Welche Folgen hat die plötzliche Trennung für Rolando?

Zugegeben, ich bin in dieser Causa wohl befangen, denn ich trage derzeit selbst ein Kind unter meinem Herzen und jede Regung, die ich im Bauch von meinem Baby spüre, berührt mich sehr. Und so, wie es ganz Österreich bewegt und polarisiert hat, dass der mutmaßlichen Doppelmörderin der Säugling direkt nach der Geburt genommen wurde, ohne dass sie es auch nur einen Moment lang im Arm halten, eine Sekunde spüren konnte, war auch ich schockiert. Denn die vorrangige Frage in diesem Fall ist doch die: Was hat man dem kleinen Wesen, das neun Monate eins mit seiner Mutter war, durch die abrupte Trennung angetan? Diese Frage habe ich mit Experten (ab Seite 18) diskutiert. Nachhaltig beschäftigt hat mich die Aussage von Psychotherapeutin Rotraud Perner, die sagt: „Das Kind kommt aus der Dunkelheit, der Wärme, dem vertrauten Ambiente im Bauch der Mutter in eine helle, kalte, lärmende Welt. Das ist ein Schock.“ Zusatz: „Das Trauma der Geburt wurde durch das Trauma der Trennung noch verstärkt.“ Was hätte also dagegen gesprochen, das kleine Wesen – unter Aufsicht – bei seiner Mutter zu lassen. An dem Ort nämlich, an dem es sich nach der Geburt am geborgensten fühlt? Was kann denn der kleine Rolando dafür, dass er als Sohn einer mutmaßlichen Doppelmörderin geboren wurde? Ist das für den Bub nicht schon Strafe genug?

Alexandra Stroh leitet das Ressort Menschen & Society bei MADONNA.

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