Nicht unumstritten: Seiltanz zwischen Bäumen

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Der Trendsport "Slackline" ist für viele Städte zum Ärgernis geworden: Mit Gurten spannen die modernen Seiltänzer ein Band zwischen zwei Bäumen und schnüren dabei nach Meinung von Kritikern die Lebensadern im Stamm ab. Einige Kommunen in Deutschland fürchten um ihre Flora und verbieten den Freizeitspaß daher immer häufiger. Die Slackliner hingegen sehen in ihrem Treiben keine Gefahr.

"Niemand hat den Beweis dafür, dass die Gurte den Bäumen wirklich schaden", sagt Frederik Zimmermann, Vorsitzender des Deutschen Slackline Vereins. "Bislang sind nur Halbwahrheiten auf dem Markt", erklärte er. Aus den USA schwappte der moderne Seiltanz vor einigen Jahren nach Deutschland herüber, inzwischen gibt es in jeder größeren Stadt feste Treffpunkte für die Slackline-Szene. "Gerade die wiederholte Belastung führt zu bleibenden Schäden, die Bäume regenerieren sich nur ganz schlecht", betont Jerg Hilt, Geschäftsführer der Forstkammer Baden-Württemberg. Das Gefäßsystem unter der Rinde werde zerstört - die oberhalb gelegenen Teile der Pflanze bekommen dann weder Wasser noch Nährstoffe. Wirksamen Schutz bieten nach Ansicht des Fachmannes nur harte Verschalungen, wie sie auch in Klettergärten benutzt werden. "Aber die sind sperrig und kosten etwas", erklärt Zimmermann.

Robert Käding, Inhaber eines Geschäfts für Slackline-Zubehör in Stuttgart, wirbt für einen differenzierteren Blick: "Bäume mit grober Borke und hartem Holz können nach unserer Erfahrung gefahrlos genutzt werden, andere sollte man besser meiden." Statt eines generelles Verbots wirbt er für gezielte Wissensvermittlung an die Sportler. "In ein paar Minuten sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Baumarten erklärt, diese Kenntnisse sind viel mehr wert als ein Haufen Technik wie Verschalungen und Baumschoner", so der Fachmann. Außerdem gebe es zumindest in der Stadt auch Alternativen zu Bäumen - etwa Pfosten und Laternen.

Eine einheitliche Linie zum Umgang mit dem Trendsport haben die Kommunen nicht, Gegenwind schlägt den Slacklinern jedoch in vielen Städten entgegen: "Wenn unsere Mitarbeiter in den Grünanlagen Slackliner sehen, bitten wir sie, darauf zu verzichten", sagt ein Sprecher der Stadt Karlsruhe: "Die Gurte sind für unsere Bäume potenziell gefährlich."

Die Seiltänzer jedenfalls wollen nicht aufgeben: "Wir werden die Frage der Schädigung als Diplomarbeit für angehende Forstwirte ausschreiben", verkündete Zimmermann. Außerdem will er die Szene weiter für den Baumschutz sensibilisieren. Die künstlichen Stahl- Bäume sieht er nur als letzte Lösung: "Am liebsten wollen wir unseren Sport natürlich mitten in der Natur betreiben."

INFO: www.slacklining-slackline.de, www.slackliner.de, www.slacklineverein.de; www.slackline.at/cms

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