Das Klapprad entwickelt sich zum Trendmobil

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Ein Klapprad? Das ist für manchen Menschen das zweirädrige Grauen. Verbunden wird der Begriff mit seltsamen Konstruktionen, die sich in der Mitte klappen lassen. Das galt zwar als praktisch, allerdings zeigten sich die Zweiräder im Alltagsbetrieb nicht nur klappend, sondern vor allem klapprig. Nach kurzem Erfolg gerieten sie auch in Vergessenheit - doch nun kommen sie in verbesserter Form wieder.

An den Erfolg der einstigen Klappräder kommen moderne Falträder noch nicht heran: "Die ursprünglichen Klappräder hatten im Jahr 1975 einen Marktanteil von 35 Prozent", sagt Carsten Schabacher vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Bremen. Die aktuellen Falträder rangieren dagegen vor allem in Deutschland noch im Promillebereich - was sich aber nach Einschätzung mancher Fachleute bald ändern könnte. "In Deutschland haben 99,9 Prozent der Menschen noch nie etwas von einem Faltrad gehört", meint Henning Voss, der mit seiner Firma Voss Spezialrad in Itzehoe (Schleswig-Holstein) die Falträder der britischen Marke Brompton importiert. Vor allem in den europäischen Metropolen wachse das Interesse am Faltrad aber stark: "Allein in London wurden in diesem Jahr schon 7.000 Brompton-Fahrräder verkauft." Dort sei ein Faltrad nicht irgendein Gefährt. Gefahren werde es vielmehr von "jungen urbanen Menschen" als "Mobilitätslücken-Schließer". Ein Klapprad wird also genutzt, um auf dem Weg zur Arbeit die Distanz zwischen der Bahn-Haltestelle und dem Büro flott zurücklegen zu können.

Dass so etwas halbwegs bequem möglich ist, liegt laut Siegfried Neuberger vom Zweirad Industrie Verband (ZIV) auch daran, dass eine moderne Faltrad-Konstruktion nichts mehr mit dem geklappten Rad von einst zu tun hat. "Heute sind solche Räder kein Kompromiss mehr, sondern eine Kombination." Wer klappen und falten will, muss also kein klappriges Fahrverhalten mehr in Kauf nehmen. Außerdem sind die Falt-Mechanismen wesentlich ausgeklügelter.

Es gibt mittlerweile zahlreiche Marken und Modelle von Brompton über Moulton, von Riese und Müller bis Bike Friday - und dazu ähnlich viele Philosophien rund um das Falten. "Einige Hersteller setzen vor allem auf das schnelle Zusammenfalten", erläutert Carsten Schabacher. Ein entsprechend konstruiertes Rad lässt sich dann in wenigen Sekunden zusammen- und wieder auseinanderfalten - was sich besonderes für Pendler eignet, die schnell in eine Bahn einsteigen wollen. Oder auch dann, wenn auf dem Weg mal eine Treppe zu überwinden ist.

Anderen Herstellern wiederum geht es in erster Linie darum, dass das Rad möglichst klein zusammengestaucht werden kann - gefaltet ist es dann kaum noch größer als das ohnehin kleine Laufrad. Das ist vor allem für jene Kunden wichtig, die nicht den Platz haben, ein größeres Modell zu verstauen: Am Arbeitsplatz oder einmal mehr im Zug, wenn des Faltrad auf einer längeren Reise in der Nähe des Sitzplatzes mitgenommen werden soll. Laut Schabacher dürfen nämlich in einem ICE zwar keine Fahrräder mitgenommen werden - für Falträder gibt es jedoch eine Ausnahme.

Gefaltet wird übrigens nicht mehr wie früher nur in der Mitte. Ein Faltrad bietet mehrere Möglichkeiten, es zum Transport zu verkleinern. So entsteht meist ein handliches Päckchen, das je nach Modell sogar auf Rollen wie ein Koffer hinter sich hergezogen werden kann. Ein Test der vom ADFC herausgegebenen Zeitschrift "Radwelt" hat zudem ergeben, dass ein hochwertiges Faltrad durchaus mit den Fahreigenschaften eines normalen Rades mithalten kann. Zwar haben Falträder meist winzige Laufräder in Formaten von 16 bis 20 Zoll. Das Handicap wird aber über entsprechende Übersetzungen wettgemacht.

Einen Nachteil haben die Mini-Räder trotzdem: Während ein normales Fahrrad über manches Schlagloch einfach hinwegrollt, fällt ein kleines Laufrad regelrecht hinein - eine Federung ist also wichtig. Ohnehin müssen sich Interessenten zunächst überlegen, was sie von dem faltbaren Rad erwarten: etwa, ob es in erster Linie möglichst klein zu falten sein muss oder ob kurze oder lange Strecken zurückgelegt werden sollen. Um wirklich beurteilen zu können, ob ein Faltradmodell für die individuellen Zwecke taugt, ist eine Probefahrt unumgänglich.

Ratsam ist allerdings auch eine Prüfung des Kontostandes: Denn ein Faltrad ist eben kein simples Ding - was sich auch in den Preisen niederschlägt. Wer etwas vergleichsweise Einfaches haben will, kommt zwar auch mit rund 500 Euro aus, allerdings ist die Obergrenze bei 3.000 Euro noch nicht erreicht.

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