Die "Kunst-Schatzkammern" der Ex-DDR

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Die Museumslandschaft in Ostdeutschland hat viel zu bieten: Alte Meister, Klassische Moderne oder Gegenwartskunst - mit mehr als 1.000 Häusern gibt es von allen Stilrichtungen etwas. Im Blickpunkt der Kunstinteressierten stehen nicht nur die großen Sammlungszentren wie Berlin, Dresden oder Weimar, die schon zu Zeiten der DDR Besucherscharen anlockten.

Es gibt auch abseits dieser bekannten Adressen viel zu entdecken. In der mecklenburgischen Kleinstadt Güstrow z.B. konzentriert sich der Nachlass eines der größten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts: Ernst Barlach (1870 bis 1938). Das Multitalent war Bildhauer, Grafiker und Schriftsteller und schuf hier die wichtigsten Arbeiten seines Lebens, zuletzt in einem eigenen Atelierhaus, das heute als Museum dient. Weitere Plastiken stehen in der zum Schauraum umgebauten Gertrudenkapelle. "In Güstrow ist der größte zusammenhängende Werkbestand an bildhauerischen, grafischen und schriftstellerischen Arbeiten, Skizzen und Entwürfen aus allen seinen Schaffensperioden erhalten", sagt Volker Probst von der Ernst Barlach Stiftung.

Ein anderer großer Künstler der Vorkriegszeit war der Deutsch-Amerikaner Lyonel Feininger. In Quedlinburg in Sachsen-Anhalt zeigt die nach ihm benannte Galerie die von ihm geschaffenen Grafiken aus den Jahren 1906 bis 1936. "Diese einzigartige Sammlung gibt einen nahezu vollständigen Überblick über das in Deutschland entstandene druckgrafische Werk dieses bedeutenden Meisters der Klassischen Moderne", erklärt Museumsdirektor Björn Egging.

In der Ende des 15. Jahrhunderts errichteten Moritzburg in Halle ist ebenfalls die Moderne zu Hause: Schwerpunkt ist die Kunst von 1900 bis zur Gegenwart. Die Klassische Moderne besitzt auch in den Städtischen Kunstsammlungen in Chemnitz hohen Stellenwert. Aus der Stadt stammt der expressionistische Maler und Mitbegründer der Künstlergruppe Die Brücke, Karl Schmitt-Rottluff. Das Museum besitzt etwa 350 seiner Arbeiten.

Ein besonderer Kunstschatz liegt im Tal der Weißen Elster südlich von Gera. Die staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung der ehemaligen fürstlichen Residenzstadt Greiz besitzt den weltweit zweitgrößten Bestand an Schabkunst, ein dem Kupferstich verwandtes Verfahren. Die Werke stammen aus dem Erbe einer englischen Prinzessin, die einen deutschen Landgrafen heiratete. In dem Museumsgebäude ist auch die größte Karikaturensammlung Deutschlands untergebracht.   

Das Lindenau-Museum im ostthüringischen Altenburg genießt internationalen Ruf wegen seiner 180 Tafeln umfassenden Sammlung früher italienischer Malerei. Ein paar Hundert Meter weiter erhebt sich das ehemalige fürstliche Residenzschloss, in dem das Spielkartenmuseum mit seinen wertvollen Exponaten untergebracht ist. In der neu gestalteten Spielkartenwerkstatt erfahren Besucher, wie früher die Kartenspiele hergestellt wurden.

Die ostdeutschen Kunstsammlungen verfügen auch über einen eindrucksvollen Fundus alter Kunst. Das Staatliche Museum Schwerin kann auf etwa 550 Werke holländischer und flämische Malerei des 16. bis 18. Jahrhunderts zurückgreifen. Im mächtigen Dom von Halberstadt im nördlichen Harz-Vorland finden sich einzigartige Stücke der sakralen Kunst des Mittelalters. In der Stadt Brandenburg zeigt das Dommuseum das berühmte "Hungertuch": Es entstand Ende des 13. Jahrhunderts und zeigt gestickte Szenen der Heilsgeschichte.

INFO: www.museumsbund.de; www.stiftungfriedenstein.de; www.kunstmuseum-moritzburg.de; www.feininger-galerie.de

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