Beschauliche Orte abseits der Piste im Ötztal

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Ötztal und Winter - da denken die meisten Touristen gleich ans Skilaufen und die Après-Ski-Partys in Sölden. Doch das Tal in Tirol hat in der kalten Jahreszeit auch eine völlig andere Seite. Neben dem Trubel auf den Pisten und in den Clubs gibt es hier ein ganz beschauliches Alltagsleben.

Ein gemütlicher Ort ist zum Beispiel der alte "Gasthof zum Stern" in Oetz. Josef Grießer, ein Mann um die 70, führt den Traditionsgasthof, der seit Generationen in Familienhand ist. Gemeinsam mit seinen Geschwistern musiziert er häufig für seine Gäste. Wenn Besucher nach Hausmusik fragen, sind die Schwestern sofort Feuer und Flamme. Der Chef an der Harfe, die Schwestern singen einige "Gstanzln". Der "Gasthof zum Stern" hat die Geschichte des Ötztals vom Bauerntal zum Ski-Tourismuszentrum miterlebt. Im Jahr 1611 ist in den Chroniken des Hauses der erste Wirtsbetrieb belegt. Davor war das Gebäude Gerichtssitz des Klosters Frauenchiemsee.

Heute leben die meisten Talbewohner von den Touristen. Fast 500.000 kamen im vergangenen Winter. Das ehemals kleine Bergdorf zählt jedes Jahr zwei Millionen Übernachtungen. Wer abends die Hauptstraße entlang schlendert, kann den Vergleich mit einem "alpinen Ibiza" verstehen: Klotzige Hotels versperren die Sicht auf die Berge, unzählige Bars und Diskotheken werben mit blinkenden Leuchtreklamen für Après-Ski und Party nonstop.

Aber auch Angebote für einen sanften Tourismus gibt es: In Niederthai können Romantiker beim Pferdehof Kutschenfahrten durch die verschneite Berglandschaft buchen, bei der Sulztalalm oberhalb des Bergdorfes Gries sind abgelegene Winterwanderwege und Rodelstrecken zu finden.

Besonders stolz sind die Ötztaler auf ihr "Öko-Designhotel", die "Waldklause" in Längenfeld. Mit Betten aus Tiroler Bergschafswolle und komplett aus Zirbelholz gefertigten Suiten möchte das "Naturhotel" Wellness mit Ötztaler Tradition verbinden. Hier geht es noch persönlich zu. So kann es passieren, dass der Ortspfarrer auswärtige Besucher nach dem Sonntagsgottesdienst um 11.00 Uhr lieber in seine warmen Amtsräume auf einen Schnaps einlädt, als ihnen die Fresken in der winterlich kalten Kirche zu erläutern.

Eine weitere kulturelle Besonderheit erwartet Besucher im alten Ortskern von Oetz. In einem mittelalterlichen Wohnturm sind Antiquitäten, naive religiöse Volkskunst, populäre Druckgrafik, alte Fotografien und vor allem zahlreiche alpine Landschaftsgemälde aus der Zeit von 1800 bis heute ausgestellt. "Alle Exponate haben regionalen Bezug", erklärt Hans Jäger, der dem Turmmuseum seine Privatsammlung zur Verfügung gestellt hat: Bilder, Heiligenfiguren und alte Fotos zum Beispiel. Jäger versteht seine Sammlung nicht nur als Beitrag zur Kultur- und Mentalitätsgeschichte der Region, sondern auch als "ideellen Gegensatz zum Strom der Zeit".

Um das Bild des ursprünglichen Ötztals zu komplettieren, fehlt den Ötztalern eigentlich nur der "Ötzi", der "Mann aus dem Eis", der hier in der Jungsteinzeit lebte. Allerdings haben die Ötztaler nicht viel von ihrem berühmtesten Ureinwohner. Aufgrund einer umstrittenen Grenzbestimmung in der Nähe des Fundortes wurde der Ötzi zum Italiener erklärt und ist nun in einer klimatisierten Vitrine in Bozen zu bestaunen.

INFO: www.oetztal.com

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