Alter deutscher Regierungsbunker als Touristenziel

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Die ehemalige deutsch-deutsche Grenze ist weit weg. Dennoch erinnert die Bunkeranlage unweit von Ahrweiler in Rheinland-Pfalz an die deutsche Teilung und den Kalten Krieg. Sie sollte einst der deutschen Bundesregierung ermöglichen, ihre Arbeit selbst nach einem Atomschlag weiterzuführen. Der Bunker liegt etwas ab vom Schuss. Das letzte Stück zur neuen Dokumentationsstätte geht es zu Fuß.

20 Jahre nach dem Mauerfall ist sie nicht mehr geheim, sondern ein Publikumsmagnet: Seit der Eröffnung im März 2008 kamen mehr als 100 000 Besucher. Grau ist der Betonboden, grau sind auch die Wände. In den Gängen ist manchmal noch etwas von der Beklemmung zu spüren, die vermutlich auch viele derjenigen empfunden haben, die hier in früheren Jahrzehnten das Leben nach dem Atomschlag unter der Erde übten. Bernd Riedel war damals Bundeswehrsoldat. Heute führt er Besucher durch die Anlage und erzählt dabei ihre Geschichte.

Zwei Tunnel stammen noch aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und waren die Grundlage der unterirdischen Stadt. "Insgesamt war das Tunnelsystem 17 Kilometer lang", sagt Riedel. Sechs Stundenkilometer schnelle Elektrokarren sollten helfen, die Distanzen zu überbrücken. Die Techniker im Bunker hatten Dienstfahrräder. "Es gab fünf Stadtteile, jeder davon alleine lebensfähig mit eigenem Krankenhaus und eigener Feuerwehr, Müllabfuhr und Großküche." Baubeginn war 1960. "Jedes NATO-Land sollte einen solchen Bunker haben, damit es im konventionellen oder atomaren Krieg weiter geführt werden könnte."

Der Bunker lässt sich noch heute mit einem 25 Tonnen schweren Tor verschließen. "Der Innenbereich wurde komplett verriegelt als Schutz vor radioaktiven Strahlen und chemischen oder biologischen Kampfstoffen." Vorgesehen war, Menschen im Kriegsfall im Bunker auf "Kontaminierung" zu untersuchen. Danach sollten sie duschen. In einer Kleiderkammer gab es für sie Badelatschen, Handtücher und Overalls.

Für den "Ernstfall" lagerten in den Gängen auch Kerzen und Streichhölzer. Der Dieselvorrat sollte für 30 Tage reichen. Noch heute zu sehen sind die Lagerräume mit Werkzeug und Schutzbrillen. Die Fernschreibzentrale wird ebenfalls gezeigt, in der 170 Fernschreibmaschinen für die Kommunikation mit der Außenwelt zur Verfügung standen. Auch einen Blick in das Konferenzzimmer des Bundespräsidenten mit roter Sitzgarnitur können Besucher werfen. Direkt daneben ist das Schlafzimmer mit der Originalausstattung nachgebaut worden, in dem das Staatsoberhaupt während eines Krieges in einem 80 Zentimeter breiten Bundeswehrbett übernachten sollte. In der nahen Teeküche stehen Suppentassen, Teller und Becher.

Zu Übungen kamen zum Teil 2000 Menschen in den Bunker. "Die blieben dann für drei Wochen", erzählt Riedel - völlig abgeschlossen von ihren Angehörigen. "Manche bekamen einen Bunkerkoller." Als Mitte der 90er Jahre klar wurde, dass der Bunker in seiner bisherigen Funktion nicht mehr gebraucht würde, stellte sich die Frage, was daraus werden soll. "Ein Investor wollte hier Champignons züchten", erzählt Riedel. "Ein anderer ein Bootcamp für Jugendliche daraus machen, der nächste eine Disco." Die deutsche Bundesregierung entschied sich für den Rückbau der unterirdischen Anlage. Zugänglich ist heute nur der kleinste Teil.

  

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