Robbie Williams feiert Comeback mit Weltrekord

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Ein Comeback, das gleich mit einem Guinness-Weltrekord beginnt, passt genau in die Selbstinszenierung des Popstars Robbie Williams. Mit der gestrigen Übertragung seines ersten Konzerts nach drei Jahren Pause in 250 europäische Kino-Säle verschaffte sich der 35-Jährige bereits im Vorfeld gehörig Medienaufmerksamkeit. Noch nie wurde ein Live-Konzert gleichzeitig in so viele Kinos übertragen.

"Reality Killed The Video Star" heißt das am 6. November erscheinende Album selbstironisch, am gestrigen Dienstagabend begeisterte der Ex-Take-That-Star im Londoner Roundhouse aber hauptsächlich mit seinen alten Hits von "Feel" bis "Come Undone". Auch das österreichische Publikum wurde in großen Zahlen Zeuge des 90-minütigen Konzerts, dem 38 Orchestermusiker und eine Opernsängerin einen etwas zu getragenen Rahmen verliehen. In acht österreichischen Städten wurde das Event übertragen, im Wiener Cineplexx Reichsbrücke waren gleich zwei Säle mit Fans gefüllt. Allein: Ein Kinosaal ist keine Konzerthalle, und so kam bei der Übertragung nur wenig bis keine Stimmung auf. "Lauter!"-Rufe waren die einzigen verbalen Beiträge des Publikums, das das Konzert sitzend verfolgte und am Ende nicht mal applaudierte. Schwer enttäuscht wurden auch die Besucher der Düsseldorfer UCI Kinowelt, wie die dpa berichtet. Kurz nach Beginn des Konzerts musste der Kinoleiter die 1.700 wartenden Fans wegen technischer Probleme nach Hause schicken.

"Wow, das ist einfach unglaublich", rief Williams nach seinem wenig mitreißenden Opener "Bodies" in die Menge und meinte damit die britische Chart-Platzierung seiner ersten Single: "In Großbritannien hat sich das letzte Mal 'Rock DJ' so gut verkauft." Dass zu Beginn des Konzerts nicht so recht Stimmung aufkommen wollte, lag allerdings nicht nur daran, dass Williams auch beim zweiten Song - "Morning Sun" - auf noch unveröffentlichtes Material setzte. Mit einem missglückten Scherz über die britische Fernsehshow "X-Factor", wo er kürzlich seine neue Single präsentiert hatte, erntete er kurzfristig sogar Buh-Rufe, die er mit einem "Ihr versteht mich falsch!" einzudämmen versuchte. In weiterer Folge wirkte der frisch von seiner Medikamentensucht befreite Sänger ein wenig unsicher, was sich aber wieder legte, als das Publikum bei dem Hit "Come Undone" als kraftvoller Chor hinter ihm stand.

Es mag an den vielen Streichern und Bläsern sowie der Opernsängerin gelegen haben, dass die neuen Songs nicht wirklich abhoben: Zwar hat sich Williams mit der Platte "Reality Killed The Video Star" hörbar vom Elektropop-überladenen Vorgänger "Rudebox" verabschiedet, Balladen wie "Won't Do That" - die Williams seiner Freundin Ayda Field widmete - kamen aber etwas sperrig daher und wurden vom Orchester verschluckt. Für sehr persönliche Momente sorgte Williams mit einigen Anekdoten: Als er etwa über das erste Zusammentreffen mit seinen Ex-Bandkollegen von "Take That" vor 15 Monaten und dem dazugehörigen neuen Tattoo auf seinem Arm berichtete und in Folge "No Regrets" zum Besten gab, erntete er viel Gekreische, für Gelächter sorgte seine humorvolle Entschuldigung bei Hollywood-Schauspieler Kevin Spacey, den er in dem Song "I will talk and Hollywood will listen" auf dem 2001 erschienenen Album "Swing when your're winning" auf's Korn genommen hatte: "Ich war damals sehr jung, sorry Kevin", schmunzelte Williams.

Immer wieder bedankte sich Williams bei seinen Fans fürs Zuhören ("Das ist ein besonderes Konzert. Keiner singt bei den neuen Songs, die noch nicht erschienen sind, was bedeutet, es gibt keine undichte Stelle") und genoss es sichtlich, das Mikrofon bei "Angels" oder "Millennium" in die Menge zu halten. Nach exakt 90 Minuten verabschiedete sich Robbie Williams mit der 30 Jahre alten Pophymne "Video Killed The Radio Star". Dass der "Video Star" Robbie Williams von der Realität gekillt worden wäre, wie es auf seinem Albumtitel heißt, konnte er mit diesem ersten Konzert eindrucksvoll widerlegen.

Von Sonja Harter/APA

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