Rezeptfreie "Pille danach" bald in Österreich?

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Die "Pille danach" soll nach jahrelanger politischer Diskussion nun bald auch in Österreich rezeptfrei erhält sein. Dafür haben sich sowohl die Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek als auch Gesundheitsminister Alois Stöger in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung an die Grünen ausgesprochen.

"Wir fordern den Minister auf, das rasch durchzubringen bzw. umzusetzen", betonte die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien. Die Verordnung könnte vom Gesundheitsminister relativ rasch erlassen werden. Man warte aber laut Stöger-Sprecherin Sigrid Rosenberger noch auf die Empfehlung der Rezeptpflichtkommission. Die Herstellerfirma müsse zunächst einen Antrag auf Rezeptfreiheit bei der Rezeptpflichtkommission einbringen, dieser sei bis dato noch ausständig. "Es ist aber alles in Vorbereitung, der Minister steht dem positiv gegenüber", sagte Rosenberger.

Seit dem Jahr 2000 ist die "Pille danach" in Österreich zugelassen, gerade bei Notfällen war das Medikament bisher wegen der Rezeptpflicht schwer erhältlich. Die Erfolgsquote dieses Verhütungsmittels hängt stark vom Zeitpunkt der Einnahme ab. Geschluckt werden muss die erste der Tabletten spätestens 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr, die zweite zwölf Stunden danach. Eine bereits eingetretene Schwangerschaft wird durch die "Pille danach" nicht abgebrochen, eine schädigende Wirkung auf den Embryo ist auszuschließen. Es handelt sich also um keine "Abtreibungs-Pille".

In einer Packung befinden sich zwei Tabletten, in denen je 0,75 Milligramm des Gestagens Levonorgestrel enthalten sind. Das Gestagen verhindert abhängig vom Zyklustag der Frau den Eisprung oder verhindert mit einer Zuverlässigkeit von 98 Prozent die Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutter. Sowohl die WHO als auch der Oberste Sanitätsrat haben sich bereits vor Jahren für die Freigabe des Verhütungsmittels ausgesprochen.

Die "Pille danach" ist derzeit in Ländern wie Belgien, Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Lettland, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Schweden oder Großbritannien rezeptfrei zugänglich.

Grundsätzlich wünschen sich die Grünen einen niederschwelligeren Zugang zu Verhütungsmitteln allgemein. Außerdem "müssen Verhütungsmittel insgesamt leistbarer werden", forderte Judith Schwentner. Außerdem wollen die Grünen einen parlamentarischen Entschließungsantrag für eine zeitgemäße, qualitätsgesicherte Sexualpädagogik an Schulen einbringen.

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