Krebs: Behandlung mit monoklonalen Antikörpern

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Biotech-Arzneimittel - zum Beispiel monoklonale Antikörper - als Ergänzung zu einer Chemo- bzw. Strahlentherapie können einen bedeutsamen zusätzlichen Nutzen für bestimmte Karzinompatienten bringen.

Zwei aktuelle Beispiele kommen aus einem österreichischen Forschungsprojekt bzw. aus einer internationalen Studie mit österreichischer Beteiligung: Der monoklonale Antikörper Cetuximab ("Erbitux") kann demnach gut bei HNO-Tumoren und bei zunächst nicht entfernbaren Lebermetastasen nach Dickdarmkrebs eingesetzt werden.

HNO-Plattenepithelkarzinome: Bei rund 1.000 Patienten muss in Österreich pro Jahr eine solche Diagnose gestellt werden. Rauchen und Alkohol sind Risikofaktoren. Das Problem bei den HNO-Tumoren, so Martin Burian von der Wiener HNO-Universitätsklinik am AKH am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien: "Im Bereich der oberen Atemwege kreuzen einander die Wege von Atmung und Nahrung. Bei ausgedehnten Tumoren kann die Chirurgie zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen."

Am Anfang stand in diesen Fällen die Chirurgie, ab Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Strahlentherapie hinzu. In den vergangenen Jahren etablierte sich die Zytostatika-Behandlung in Kombinationsform. In den vergangenen Jahren kam es - zusätzlich - zum Aufschwung der "zielgerichteten Therapie" mit monoklonalen Antikörpern etc. Medikamentös sowie mit Strahlen wird insbesondere dann behandelt, wenn das Karzinom nicht entfernt werden kann oder Patienten den Verlust des Kehlkopfs bei großen Tumoren ablehnen.

Bei lokal fortgeschrittenen HNO-Plattenkarzinomen hat die österreichische "Arbeitsgemeinschaft Medikamentöse Tumortherapie" (AGMT) nun einen völlig neuen Weg beschritten. Felix Keil, Leiter der Onkologie am LKH Leoben in der Steiermark: "Wir haben 50 Patienten zunächst mit einer Induktionstherapie mit den Chemotherapeutika Oxaliplatin, Docetaxel und 5-FU behandelt. Das dauert neun Wochen. Dann folgte eine Strahlentherapie in Kombination mit Cetuximab (fünf bis sieben Wochen, Anm.). 37 der 50 Patienten konnten die gesamte Therapie erhalten." Bei 60 bis 70 Prozent der Behandelten kam es zu einem teilweisen bis völligen Ansprechen auf die Behandlung. Der Tumor verschwand ganz oder teilweise.

Ob sich das auf die Überlebensraten auswirkt - HNO-Plattenepithelkarzinome tauchen oft wieder auf - wird sich erst bei weiteren Analysen nach einer entsprechenden Beobachtungszeit herausstellen. Diese Studie ist quasi der Beweis, dass ein solches Prinzip machbar ist. Die Erkenntnisse könnten in große Phase-III-Studien zur Wirksamkeit einfließen. Die Medikamente der zielgerichteten Therapie (monoklonale Antikörper etc.) verursachen oft weniger Nebenwirkungen als die Zytostatika.

Vor wenigen Tagen in "Lancet Oncology" erschienen ist auch eine Phase-II-Studie, in der ein internationales Team - hier waren Ärzte um den Chirurgen Thomas Grünberger von der Wiener Universitätsklinik für Chirurgie beteiligt - belegen konnte, dass man durch eine Chemotherapie (FOLFOX6- oder FOLFIRI-Kombinationen) und zusätzlich noch Cetuximab vor einer allfälligen Operation bei Patienten mit Dickdarmkarzinomen und bereits nicht operierbaren Lebermetastasen, doch noch eine chirurgische Entfernbarkeit der Tochtergeschwülste erreichen kann. Insgesamt wurden 111 Patienten aufgenommen. Schließlich konnten statt 32 Prozent - wie sonst bei Chemotherapie - durch die erweiterte Behandlung 60 Prozent der Patienten doch noch operiert werden. Das könnte deren Überlebensrate deutlich erhöhen.

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