"Fühlende" Armprothese in Wien präsentiert

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"Ich spüre einen angenehmen Händedruck" - Christian Kandlbauer kann das sagen, obwohl er nach einem Stromumfall im Jahr 2005 beide Arme verloren hat. Der Steirer präsentierte am Freitag in Wien eine fühlende Armprothese, den Prototypen des Unternehmens Otto Bock.

Bis die Prothese alltagstauglich sein wird, dürfte es aber noch etwa vier, fünf Jahre dauern - dafür ist die 2007 noch als Entwurf präsentierte gedankengesteuerte Armprothese nun bereits soweit.

Bei dem Prototypen der "fühlenden Hand" übernehmen im Zeigefinger der Prothesenhand eingebaute Mikrosensoren die Aufgabe der natürliche Rezeptoren der Haut. Anstelle der Nervenfasern leiten elektrische Leitungen Temperatur, Vibration und Händedruck digital zur Brust - an jene Stelle, an der der Träger auch vor dem Armverlust die Reize "gesammelt" hat. Damit das Gehirn die elektrischen Botschaften "versteht", werden sie vorher von einem Mikrochip in entsprechende Stimuli umgewandelt - und schließlich fühlt der Prothesenträger mit dem Zeigefinger so, wie er zuvor auch mit dem Zeigefinger seiner natürlichen Hand gefühlt hat.

"Es ist ein glatter Gegenstand", erkennt Kandlbauer so z. B. ein Blatt Papier in seiner "fühlenden Hand" und empfindet Eiswürfel als "kalt". "Das ist die Empfindung des Zeigefingers, die Christian zurückgegeben wurde", erklärte Otto Bock-Mitarbeiter Hubert Egger. "Wenn man vier Jahre nichts mehr spürt und dann plötzlich wieder, ist es schon eine Überraschung", so Kandlbauer. "An Anfang war das schon komisch. Aber keine schlechte Sache, Gegenstände wieder fühlen zu können." Seit ungefähr einem Jahr testet der Steirer die "fühlende Hand" im Labor und freut sich schon sehr darauf, sie auch einmal im Alltag tragen zu können.

Derzeit verwendet er die gedankengesteuerte Armprothese, die vor rund zwei Jahren als Prototyp von Otto Bock präsentiert worden war und nun alltagstauglich ist. Damit fährt der Steirer sogar Auto: Im Oktober machte der ehemalige Kfz-Mechanikerlehrling seinen Führerschein und kurvt bereits mit einem von einer deutschen Firma minimal umgebauten Fahrzeug herum, u. a. auch zu seiner ehemaligen Arbeitsstätte, in der er jetzt für die Logistik zuständig ist.

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