Arzneimittel kann Ausbruch von MS verhindern

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Durch die regelmäßige Injektion der aus der MS-Therapie seit Jahren bekannten Substanz Glatirameracetat kann offenbar nach ersten Krankheitserscheinungen das Vollbild der Erkrankung verhindert oder hinausgeschoben werden. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die unter Beteiligung Grazer Neurologen erstellt wurde und am Dienstag Online vom "Lancet" veröffentlicht wurde.

Die wissenschaftliche Untersuchung wurde von Giancarlo Comi von der Abteilung für Neurologie der Universität Vita-Salute in Mailand durchgeführt. Sie lief an 80 Zentren weltweit, auch an der Universitätsklinik für Neurologie in Graz unter Franz Fazekas.

Der Hintergrund: Bei 85 Prozent der Patienten mit Multipler Sklerose gehen der chronischen und oft schubförmig verlaufenden Erkrankung isolierte, oft unklare Symptome voraus. Typisch sind zum Beispiel Augennerv-Entzündungen. Erst ein zweiter Schub gilt üblicherweise als Zeichen für das Vollbild der Erkrankung. 15 bis 20 Jahre nach Beginn der Erkrankung haben sich bei etwa der Hälfte der Betroffenen schwere Dauerschäden eingestellt, bei einem Drittel verläuft die Krankheit aber eher gutartig.

In die Studie wurden 491 Patienten im offenbaren Vorstadium einer MS aufgenommen. Die Hälfte erhielt pro Tag 20 Milligramm Glatirameracetat als Injektion unter die Haut, die andere Hälfte ein Placebo. Das ging so über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren hinweg. Die Substanz wird seit einigen Jahren als Alternative zu einer Interferon-Beta-Therapie bei MS eingesetzt. Beide Behandlungsstrategien führen bei Patienten mit schubförmiger MS in etwa zu einer Verringerung der akuten Schübe um etwa ein Drittel. Mit einem der Interferon-Präparate wurde bereits vor Jahren eine ähnliche Studie durchgeführt - mit einer Erfolgsrate von rund 40 Prozent in der Verhinderung des Ausbruchs der Erkrankung.

Ein ähnliches Ergebnis wurde jetzt mit Glatirameracetat erzielt: In dem Beobachtungszeitraum reduzierte sich die Häufigkeit zweiter Schübe und somit des Ausbruchs des Vollbildes der Erkrankung um rund 45 Prozent. Die Zeitspanne, in der 25 Prozent der Probanden wirklich erkrankten, verdoppelte sich von etwas unter einem Jahr auf etwas unter zwei Jahre. Damit könnte offenbar eine frühzeitige Behandlung doch noch einiges erreichen. Je weiter man den Ausbruch der Erkrankung hinaus schieben kann, desto später entwickeln sich bleibende Schäden, ist die Hoffnung der Experten.

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