Ben Becker mit Bibel und Ben Hur auf Tour

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Den deutschen Schauspieler Ben Becker kennen österreichische Kulturkonsumenten abgesehen von regelmäßigen TV-Einsätzen und Filmrollen ("Comedian Harmonists", "Marlene" u.a.) auch als Tod im vergangenen Salzburger Festspiel-"Jedermann". Demnächst gastiert er in Wien und Salzburg in ganz unterschiedlichen Rollen.

Am 3. Dezember (19 Uhr) gibt er bei einer Bibel-Lesung in der Thalia Buchhandlung auf der Landstraßer Hauptstraße einen Vorgeschmack auf das Großereignis "Die Bibel. Eine gesprochene Symphonie", mit dem er am 24. Jänner in der Salzburg Arena und am 4. Februar in der Wiener Stadthalle gastieren wird. Kurz darauf, am 9. und 10. Februar, führt er als Conferencier in der Wiener Stadthalle durch das gigantische "Ben Hur Live"-Spektakel.

"Das sind zwei sehr unterschiedliche Dinge", betont der 44-Jährige im Interview mit der APA. Das Angebot, bei der "Ben Hur"-Show im deutschsprachigen Raum den Erzählpart zu übernehmen, habe er wohl bekommen, weil ihm ein gewisser Ruf vorauseile: "Der Mann füllt mit seiner Stimme Stadien." Was schon nach ein paar Sätzen am Telefon durchaus glaubwürdig klingt. "Vor allem aber spricht mich so ein Spektakel an. Ich komme mütterlicherseits aus einer Zirkusfamilie. Und 'Ben Hur' ist wahrlich großer Zirkus." Doch während rund um ihn über 100 Darsteller, Akrobaten, Pferde und Galeeren für Massenszenen sorgen, bildet er das ruhige Zentrum des wilden Treibens: "Ich bin der Märchenerzähler - nicht in Rüstung, sondern im Smoking. Als Zauberer entführe ich die Menschen in eine andere Zeit." Weil dabei Aramäisch und Latein gesprochen werde, könne er quasi als Übersetzer die Geschichte erzählen.

Geschichten finden sich auch in der Bibel zuhauf. Das sei auch der Grund für ihn gewesen, sich mit "diesem ältesten Buch unserer Kulturgeschichte" zu beschäftigen, erzählt Ben Becker. "Ich bin ja in erster Linie ein Literaturbegeisterter und komme aus einem offenen Künstlerhaushalt. Da las man nicht so viel in der Bibel. Aber ich dachte: Guckst du doch mal ins Buch der Bücher. Und konnte feststellen: Man findet alles in diesem Buch!" Nachdem erste Bibellesungen für gute Zwecke ein voller Erfolg wurden, habe er sich daran gemacht, mit einem befreundeten Theologen und unter Aufsicht der deutschen Bibelgesellschaft Auszüge für eine Lesungen zusammenzustellen. Und waren die Herrschaften zufrieden? "Müssen sie wohl - sonst wäre ich nicht als Haupt-Act zum Deutschen Katholikentag eingeladen worden."

Becker hat sich gewissenhaft vorbereitet, unzählige Messen besucht, Bibel-TV angesehen und die Auftritte der schwarzen Wanderprediger studiert. Herausgekommen ist ein Drei-Stunden-Abend voller Geschichten aus dem Alten und dem Neuen Testament, begleitet von einem großen Symphonieorchester und jeder Menge vom Bibelstoff inspirierter Songs von Dolly Parton bis Johnny Cash. Das Programm hatte im Vorjahr Premiere und ist mittlerweile auch als Hörbuch sehr erfolgreich. Gab es denn nie Kritik an übergroßer Bombastik seines Unternehmens? Becker amüsiert diese Frage königlich: "Wen das ernstlich stört, der war wohl noch nie in einer römisch-katholischen Messe! Dagegen bin ich ja mehr als dezent und diskret. Ich habe tiefen Respekt vor dem, was ich da lese, aber ich habe keinen Wunsch zu missionieren. Wer das möchte, muss sich an seinen Pfarrer wenden."

Hat sich durch das intensive Bibelstudium seine eigene Haltung zur Religion gewandelt? "Da hat sich bestimmt einiges bei mir getan. Aber mein Glaube bleibt bei mir. Das ist privat und geht niemanden etwas an." Immerhin war Ben Becker im vergangenen Sommer auch im "Jedermann" unmittelbar mit Glaubensinhalten konfrontiert. "Ja, erstaunlicher Weise holt einen das dann auch ein", gibt er zu. "Es kann ja niemand sagen, dass der Tod ihn nichts anginge. Das war nicht immer leicht." Wird er im kommenden Sommer nach der Umbesetzung der Titelrolle auch Nicholas Ofzcarek auf dem Domplatz das Fürchten lehren? "Ja, ich mache weiter!"

Während der "Jedermann" in dieser Saison Beckers einziges Theaterprojekt bleiben wird, kommt im Februar sein nächster Film in die Kinos: "Habermanns Mühle" von Juraj Herz erzählt eine Familiengeschichte aus dem Sudetenland 1938-1945. "Ich bin der Bösewicht", sagt Becker. Weitere Projekte sind in Vorbereitung. Und auch sein jüngstes Debüt als Kinderbuchautor ("Bruno - Der Junge mit den grünen Haaren") wird sicher seine Fortsetzung finden. "Diese Geschichte hatte mir meine Mutter erzählt und lag lange in der Schublade. Mittlerweile sind bereits vier neue Geschichten fertig." Ganz schön viele Pläne auf einmal, oder? Becker lässt ein dunkles, tiefes Lachen hören: "Tja, so richtig still sitzen kann ich eben nicht..."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

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