60. Berlinale ohne Polanski - Hausarrest dauert an

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Er wird der große Abwesende des Festivals sein. Regisseur Roman Polanski kann nicht zur Premiere seines neuen Films "Der Ghostwriter" am Freitag zur Berlinale anreisen, weil er in der Schweiz unter Hausarrest steht. Die 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin (11. bis 21. Februar) halten sich bei der Diskussion um Polanski zurück.

"Wir haben einen Film eingeladen. Das ist keine politische Entscheidung", stellte eine Sprecherin vorab klar. Es sei abzusehen gewesen, dass mit einem Erscheinen des Regisseurs nicht zu rechnen war. "Wir freuen uns, dass die Darsteller und der Drehbuchautor dabei sein werden", sagte die Sprecherin. In dem Film nach dem Bestseller von Robert Harris spielen Ewan McGregor und Pierce Brosnan mit. Der Thriller läuft im Wettbewerb und hat Chancen auf eine Bären-Trophäe.

Um Polanski gab es viele Schlagzeilen, nachdem er am 26. September 2009 wegen eines US-Haftbefehls bei der Einreise in die Schweiz verhaftet worden war. Die amerikanischen Behörden werfen ihm vor, 1977 eine 13-Jährige missbraucht zu haben.

Gegen eine Kaution von etwa drei Millionen Euro und weitere Auflagen wurde Polanski Anfang Dezember aus der Auslieferungshaft entlassen. Er bekam eine elektronische Fußfessel und darf sein Chalet im Prominentenort Gstaad nicht verlassen. Am 22. Jänner lehnte ein Richter in Los Angeles einen Antrag von Polanskis Anwälten auf Verurteilung in Abwesenheit ab.

Sofern Polanski an die USA ausgeliefert wird, muss er also persönlich vor der US-Justiz erscheinen. Das hat er bisher abgelehnt. Das Auslieferungsverfahren gegen ihn wird nach Angaben der Schweizer Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf "mehrere Monate bis ein Jahr" dauern, wie sie Ende Jänner sagte. Der 76 Jahre alte Filmemacher könnte nach einer Entscheidung des Bundesamts für Justiz noch in Berufung an das oberste Schweizer Bundesgericht gehen.

INFO: http://www.berlinale.de

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