Woody Allen über neuen Film "Whatever Works"

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Filme produziert der mehrfache Oscar-Preisträger Woody Allen wie am laufenden Band. "Whatever Works" ist Allens 40. Film und der erste seit "Melinda und Melinda" (2004), den er in seiner Heimatstadt New York gedreht hat. Die Produktionskosten lagen bei etwa 15 Millionen Dollar (10 Mio. Euro).

Die Komödie startet am 4. Dezember in Österreich im Kino, kurz nach Woody Allens 74. Geburtstag (1. Dezember). Im Interview mit der APA erzählt der amerikanische Filmemacher über verschiedene Lebensformen, seine Liebe zu Europa und seinen Bezug zu Wien.

APA: Mit "Whatever Works" kehren Sie nach "Melinda und Melinda" (2004) nach New York zurück. Hat der Film deshalb einen Retro-Charakter?

Woody Allen: Ich mag es, in New York zu filmen. Es ist zwar etwas teuer für mich, aber ich mag es, wenn ich zu Hause wohnen und arbeiten kann. "Whatever Works" ist außerdem eine Idee, die wirklich nur in New York funktionieren kann.

APA: Die erste Drehbuchfassung ist 30 Jahre alt, warum haben Sie den Film jetzt und warum mit Seinfeld-Miterfinder Larry David ("Lass es, Larry!") realisiert?

Woody Allen: Ich fand, dass die Geschichte nach wie vor funktioniert. Die Charaktere sind die gleichen geblieben. Ich habe einige Feinheiten, Referenzen ändern müssen. Es ist schwierig, jemanden zu finden, der so einen sarkastisch, ironischen Charakter spielen kann. Viele Menschen würden mich nicht mögen, wenn ich diese Scherze im Film gemacht hätte. Larry David kann einen Neurotiker so spielen, dass man ihn mag.

APA: Das Setting scheint manchmal ein wenig künstlich, haben Sie den Eindruck, dass New York ein bisschen so ist?

Woody Allen: New York ist die großartigste Stadt meines Lebens. Es ist eine Stadt voller Energie. Wenn man allerdings ein stilles ruhiges Leben will, sollte man hier nicht leben.

APA: Denken Sie, dass Amerika seit Barack Obamas Präsidentschaft ein besserer Lebensort ist?

Woody Allen: Ich war kein Bewunderer von Präsident Bush, wie der Großteil der Welt. Ich denke, Barack Obama hat große Probleme, die er von seinem Vorgänger geerbt hat. Es wird sicher sehr schwierig, diese Probleme zu lösen. Aber wir haben nun eine sehr intelligente und humane Regierung, auf die wir stolz sein können. Das ist ein gutes Gefühl.

APA: In "Whatever Works" lassen Sie einen alten, sarkastischen Mann auf ein junges, lebensfrohes Mädchen treffen. Ein Thema, das sich durch Ihre Arbeit zieht?

Woody Allen: Die Menschen denken, dass es ein Thema in meinen Filmen ist, aber das stimmt nicht. Es kommt nur in ein paar vor. Es ist einfach so, dass die Leute leicht lachen, wenn diese beiden Charaktere aufeinandertreffen. Es gibt ein paar solche Dinge, die garantiert Lacher bringen. Wenn Du zum Beispiel Psychoanalyse oder Sex in einem Film vorkommen lässt.

APA: Welche Bedeutung hat der Satz "Whatever Works" für Sie?

Woody Allen: Solange du niemanden verletzt, ist alles erlaubt. Es kommt nicht darauf an, was als politisch korrekt gilt oder was dir die Gesellschaft aufoktroyiert. Ob du mit einer älteren oder jüngeren Frau leben willst, ob du arbeiten oder nicht arbeiten willst, mit einem oder mehreren Partnern leben oder 20 Kinder haben willst. Das Leben ist sehr schmerzhaft. Und alles, was dir etwas Glück bringt in diesem schwierigen Leben, sollte erlaubt sein, außer du schadest jemand anderem.

APA: Was halten Sie von der Diskussion in Österreich über die Homosexuellen-Ehe?

Woody Allen: Homosexuelle sollten natürlich heiraten dürfen. Das ist ein gutes Beispiel für "Whatever Works". Es tut niemandem weh, würde aber ein wenig Glück für die schaffen, die eine gesetzliche Bindung eingehen wollen. Diejenigen, die das verbieten wollen, sind einfach nur dumm, es gibt keinen Grund dafür.

APA: Sie haben oft in Europa gedreht - zuletzt Barcelona, London - haben aber auch ein Angebot aus Brasilien, dort zu drehen. Ist es für Sie überhaupt noch schwer, das Budget für Ihre Filme aufzustellen?

Woody Allen: Nein. Ich habe heutzutage diese Probleme nicht mehr. Ich bin ein sehr billiger Filmemacher.

APA: Kennen Sie sich mit der österreichischen Filmszene aus?

Woody Allen: Ich kenne leider keinen österreichischen Filmemacher persönlich. Aber ab und zu kommt ein österreichischer Film nach Amerika, und vielleicht schaffe ich es, ihn zu sehen.

APA: Könnten Sie sich vorstellen, einmal in Wien zu drehen?

Woody Allen: Ja, absolut. Wien wäre für mich eine sehr gute Stadt, um zu arbeiten. Es ist groß, kosmopolitisch, kulturell. Es wäre sehr leicht für mich, hier einige Zeit zu leben. Es gibt tolle Hotels, Restaurants, Buchgeschäfte. Würden Sie mich fragen, ob ich einen Film im Sudan machen könnte, nein, aber in Wien absolut! Wien ist nicht nur eine schöne Stadt zum Arbeiten, sondern auch zum Sein.

APA: Stimmt es, dass Sie mit Carla Bruni-Sarkozy in Paris drehen wollen?

Woody Allen: Ich werde das nächsten Sommer versuchen. Ich arbeite an diesem neuen Projekt. Ich hoffe sehr, dass sie es mag und nicht zu beschäftigt sein wird. Ich finde Carla Bruni äußerst charismatisch. Ich würde sie gerne der Welt als Schauspielerin präsentieren. Sie wäre ein guter Einfluss!

APA: Wie schaffen Sie es, so viele Filme zu machen?

Woody Allen: Es ist nicht so schwer, wie sich manche Leute das vorstellen. Ich muss nicht ein wahnsinnig großes Budget aufstellen und es dauert gar nicht so lange, einen Film zu machen. Ich brauche nur ein paar Monate, um das Drehbuch zu schreiben, also etwa bis März/April und im Sommer kann ich meist schon zu drehen beginnen. Dann montiert man den Film zusammen, was auch nicht so schwer ist. Es funktioniert ja mittlerweile alles digital. Dafür benötigt man nur mehr ein paar Wochen, danach hat man nicht viel zu tun. Ein bisschen Farbkorrektur oder Toneffekte da und dort, aber im September oder Oktober bin ich fertig. Für den Rest des Jahres hab ich nichts mehr zu tun. Die Zeit vergeht mit ein bisschen Musik, lesen, entspannen und dann schreibe ich den nächsten Film. Ich mache eben nicht diese Riesenprojekte, die hundert Millionen Dollar benötigen. Ein Jahr ist für mich genug Zeit, um einen Film zu realisieren.

APA: Musik, Ihre zweite Leidenschaft, leben Sie in Konzerten als Jazzmusiker aus. Sie spielen im März 2010 Ihr nächstes Konzert in Wien. Was kann man erwarten?

Woody Allen: Wir werden die Musik spielen, die original in New Orleans beheimatet ist: den dortigen Jazz. In den USA gibt es wenig Interesse dafür. In Europa schon.

APA: Was wollen Sie abseits der Arbeit in Wien im März machen?

Woody Allen: Das Museumsprogramm hab ich erledigt. Ich werde einfach ein bisschen durch die Straßen schlendern. Meine Frau und ich werden uns die Stadt, die Restaurants, das Leben auf der Straße ansehen. In einem Museum kann ich überall auf der Welt sein. Ich interessiere mich für das Lebensgefühl einer Stadt.

APA: Sehen Sie es als Kompliment, dass Sie in Europa so gut ankommen?

Woody Allen: Ich mag es immer, wenn ich Leute für meine Filme begeistern kann. Als ich jung war, waren alle Filmemacher, die ich liebte, aus Europa. Ich habe mich vor allem für die französischen, italienischen oder manche deutschen Regisseure interessiert. Ich wollte immer ein europäischer Filmemacher sein, das konnte ich aber als Amerikaner nicht. Das Schicksal hat mich nun dazu gemacht. Ich drehe sehr viele Filme in Europa und ich mag es.

(Das Gespräch führte Tiziana Arico/APA)

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