Viennale: Soderbergh konkurriert mit sich selbst

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Nur wenige Regisseure schaffen es, sowohl im künstlerischen als auch im kommerziellen Kino erfolgreich zu sein. Steven Soderbergh gehört auf jeden Fall zu ihnen. Am 6. November kommt nun Soderberghs Blockbuster "Der Informant!" mit Matt Damon ins Kino. Parallel läuft am Donnerstag (29.10.) bei der Viennale noch einmal die New-York-Produktion "The Girlfriend Experience".

Die im vergangenen Oktober in nur sechzehn Tagen gedrehte Geschichte handelt von einem Call Girl in Manhattan, das nicht nur ihren Körper, sondern ihren gut betuchten Kunden dazu auch die Illusion einer Freundin verkauft. "The Girlfriend Experience" ist Soderberghs starke Rückkehr zu seinen Wurzeln, mit feinen Charakterzeichnungen, langsamen Bildernauf eine schnelle Stadt und offen dargelegten Gedanken zu Sex, Politik und Geld. Dass dem Regisseur trotz seines Erfolgs der Spagat zwischen anspruchsvollem und rein unterhaltsamem Kino gelingt, beweist er nicht zuletzt mit diesem 77-minütigen Film. Dreißig Minuten länger dauert das Starvehikel "Der Informant!", das heuer beim Filmfestival von Venedig vorgestellt wurde, dort aber verhaltene Kritiken erntete - zurecht, wie man sagen muss, denn die Komödie, die auf einer wahren Geschichte beruht, kommt eigentlich nur selten richtig in die Gänge.

Am überzeugendsten ist in gewisser Weise die formale Inszenierung, die aus dem 90er-Jahre-Wirtschaftskrimi rund um illegale Preisabsprachen im Agrarbereich eine im Stile der 60er Jahre daherkommende Täuschungskomödie macht. Matt Damon spielt dabei den erfolgreichen Jungmanager Mark Whitacre, der scheinbar ohne wirkliches Motiv zu einem zentralen Informanten für das FBI wird und bei dem sich später herausstellt, dass er auch den Ermittlern stets nur kleine Teile der ganzen Wahrheit geliefert hat. Doch die übertriebene Inszenierung wird auch zum größten Problem des Films, denn die ironische Distanz und demonstrierte Beliebigkeit nimmt der politischen Geschichte auch jede Bissigkeit und Brisanz.

Die 21. Regiearbeit Soderberghs erinnert an Spielbergs "Catch Me If You Can" oder Tony Gilroys "Duplicity" und kann mit den beiden Filmen auch durchaus mithalten. Dennoch ist es meistens schon recht bezeichnend, wenn im Zuge der Berichterstattung mehr über die Probleme Matt Damons gesprochen wurde, nach dem Dreh wieder auf sein Idealgewicht zu kommen, als über den Film selbst.

INFO: http://www.viennale.at

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