Erfolgsregisseur Ang Lee wird 55

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Heuer legte Ang Lee nach vielen ernsten Filmen endlich einmal eine Komödie, "Taking Woodstock", eine bonbonbunter Hommage an die Flower-Power-Zeit Ende der 60er Jahre. Dabei sind es eigentlich Geschichten um unerfüllte Liebe, die Ang Lee faszinieren. "Sie ziehen mich nicht nur an, ich bin von ihnen besessen", bekannte der taiwanesische Erfolgsregisseur, der heute 55 Jahre alt wird.

Kinobesucher und Kritiker wissen das zu honorieren. Seine Regie für das Western-Melodram "Brokeback Mountain" (2005) über die verbotene Liebe zweier Cowboys in den prüden 60er Jahren wurde mit einem Oscar gekrönt. Vorher gab es schon den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig sowie vier Auszeichnungen bei den Golden Globes. Die Frankfurter Rundschau bescheinigte Ang Lee außerdem, dass er mit "Brokeback Mountain" das neue Genre des "schwulen Westerns" kreiert habe.

Schwule Liebe war bereits Thema von Ang Lees erstem großen Publikumserfolg: In dem mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten "Das Hochzeitsbankett" (1993) geht es um einen in Amerika lebenden Homosexuellen aus Taiwan, der in vorauseilendem Gehorsam seinen Eltern zuliebe eine Scheinheirat mit einer Frau eingeht.

Autobiografische Parallelen drängen sich auf, doch Ang Lee ist seit 1983 mit Jane Lin verheiratet und hat zwei Söhne: Haan (geb. 1984) und Mason (geb. 1990). Seine Kochleidenschaft allerdings spiegelt sich in seinem nächsten Film, "Eat Drink Man Woman" (1994) wieder. Der mit einer Oscar-Nominierung bedachte Streifen ist der letzte Teil einer Trilogie, in der sich Ang Lee mit dem Kultur- und Generationenkonflikt in taiwanesischen Familien beschäftigt.

Danach wandte sich der Regisseur, der gerne als Wanderer zwischen Amerika und Asien bezeichnet wird, seiner ersten Literaturverfilmung zu. Seine Filmversion des Romans "Sinn und Sinnlichkeit" der britischen Schriftstellerin Jane Austen (*1775) brachte ihm sieben Oscar-Nominierungen ein. Emma Thompson bekam für ihr Drehbuch letztlich eine der Trophäen. Zwei Jahre später überzeugte auch Ang Lees "Der Eissturm" (1997) nach einem Roman von Ricky Moody.

Ein breites und sicher ganz anderes Publikum erreichte er 2000 mit "Tiger & Dragon". Der Martial-Arts-Film entführte die Zuschauer in ein historisch-mythisches China, wurde für zehn Oscars nominiert und erhielt etliche Filmpreise. Seine Vielfältigkeit stellte Ang Lee drei Jahre später wieder einmal unter Beweis, als er sich an die Verfilmung des Marvel-Comics "Hulk" wagte - mit mäßigem Erfolg.

Vor zwei Jahr machte Ang Lee mit "Gefahr und Begierde" Furore. Allerdings faszinierte die Kritiker offensichtlich weniger der Inhalt des auf einer 26-seitigen Kurzgeschichte der chinesischen Autorin Eileen Chang basierenden Spionage-Thrillers als vielmehr die Inszenierung der Liebesakte. Ang Lee beschrieb das Drama aus dem besetzten China im Zweiten Weltkrieg selbst als "erotischen Thriller" und kam mit unverblümten Sex-Szenen zur Sache. "Hatten die Schauspieler wirklich vor laufender Kamera Sex?", wurde Lee kurz vor dem Kinostart von Journalisten in San Francisco gefragt. "Das ist wirklich schwer zu beantworten", gab er charmant lächelnd zurück. "Haben Sie den Film gesehen? Warum fragen Sie dann!" Die Liebesszenen seien auch für ihn extrem anstrengend gewesen, bekannte er in einem dpa-Interview.

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