Wie Orchideen und Bromelien Wasser speichern

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In unseren Wohnzimmern wirken Pflanzen wie die Malayenblume (Phalaenopsis) und die Orchidee exotisch, in der freien Natur brauchen sie die Wurzeln zum Überleben. Die beiden Orchideen, aber auch Bromelien wie Vrisea und Guzmania, Hirschgeweihfarn, Weihnachtskaktus und viele andere sind Baumaufsitzer.

Epiphyten sagen Botaniker und Gärtner dazu: Der Name begründet sich aus den griechischen Worten 'epi' für 'auf' und 'phyton' für 'Pflanze'. In der Natur wachsen sie alle fern der Erde in der dünnen Humusschicht auf Ästen und in Astgabeln. So sind sie dichter am Licht. Aber leicht ist das Leben in der Höhe nicht, denn alles Lebensnotwendige müssen Luft, Regen oder Nebel heraufbringen.

Weltweit wird die Zahl der epiphytisch lebenden Arten auf circa 30.000 geschätzt. Etwa zwei Drittel aller Orchideen-Arten wachsen epiphytisch, bei den Bromelien etwa die Hälfte. Sie leben vorrangig in tropischen und subtropischen Regen- und Nebelwäldern, in denen hohe Feuchtigkeit herrscht. Um möglichst viel davon zu bewahren, haben die Pflanzen ganz unterschiedliche Strategien entwickelt, die auf der heimischen Fensterbank manchmal rätselhaft wirken.

Die Speicherorgane sind ein wichtiges Element. Wer die dicken, fleischigen Blätter des Weihnachtskaktus anfasst, ahnt, welche Reserven darin stecken. Orchideen wie Oncidium und Miltonie besitzen knollenartige Verdickungen - Bulben oder Pseudobulben, um Wasser zu speichern. Fühlen sie sich prall an, sind die Pflanzen gut mit Wasser versorgt. Ähnliches lässt sich auch bei vielen Luftnelken (Tillandsia) entdecken, wie bei Tillandsia bulbosa mit ihren schlangenartigen Blättchen.

Eine Besonderheit sind die dicken Orchideenwurzeln, wie die Malayenblume sie über den Topfrand schiebt. Bei ihnen umhüllt eine Schicht großporiger, abgestorbener Zellen - 'Velamen radicum' genannt - die eigentliche Wurzel. Kommt sie mit Wasser in Berührung, saugt sie sich voll wie ein Schwamm. Die Wurzel transportiert von dort das Wasser in die Zellen. Um so viel Feuchtigkeit wie möglich zu erreichen, schieben sich die Wurzeln weit über die Äste. Wer seiner Orchidee auch im Wohnzimmer etwas Gutes tun will, versorgt auch die topffernen Wurzeln durch Sprühen oder Tauchen mit Wasser.

Die großen Bromelien schöpfen ihr Wasser stattdessen aus eigener Zisterne. Wie ein Stern sind ihre Blätter angeordnet, überlappen sich und laufen trichterförmig zusammen. Damit fangen sie so viel Wasser auf, dass sich ein kleiner See bildet. An der stattlichen, rosablütigen Aechmea, den Guzmanien oder den robusten Billbergien auf der Fensterbank lässt sich das gut beobachten. Tropenregen füllt die Zisterne so zuverlässig, dass in Südamerika sogar Kleinkrebse, Libellenlarven und Pfeilfrösche in ihr leben können. Auch die Bromelien auf der Fensterbank bedienen sich am liebsten aus dem Trichter - er sollte daher immer gefüllt sein.

Neben der Wasserversorgung ist auch das Nährstoffangebot fern der Erde nur sehr dürftig. Einige Pflanzen helfen mit ihrem eigenen Kompostsystem nach. Die Nischenblätter, die der Hirschgeweihfarn neben den geweihartigen Blättern entwickelt, sollen nicht nur die darunter sitzenden Wurzeln schützen - sie fangen Wasser und Nahrungspartikel auf, die an Stamm oder Ast herabgespült werden. Die eigenen alten Nischenblätter verrotten im Schutz der neuen und bilden langsam einen mehrschichtigen eigenen Kompost.

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