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Dara-Lynn Weiss im Interview

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Wie kam es zu der Idee, ein Buch über das Abnehm-Martyrium Ihrer Tochter zu schreiben?
Dara-Lynn Weiss: Obwohl Fettleibigkeit gerade in den USA ein großes Problem ist, wurde ich sehr dafür kritisiert, dass ich meiner siebenjährigen Tochter beim Abnehmen half. Diese Reaktion hat mich sehr verwundert und deshalb wollte ich niederschreiben, wie es ist, so etwas durchzumachen.


Was hat zur Fettleibigkeit Ihrer Tochter geführt?
Weiss:
Es gibt den Mythos, dass übergewichtige Kinder faul sind und sich von Junk Food ernähren. Das war bei meiner Tochter, so wie bei vielen anderen Kindern, nicht der Fall. Sie liebt es einfach zu essen und sie liebt kalorienreiche Nahrungsmittel und reguliert nicht die Menge. Nicht einmal schlechtes Essen, sondern einfach nur zu viel. Das zu ändern, ist als Elternteil nicht einfach, wenn man es mit einem Kind zu tun hat, das keine Limits kennt.  


Wie setzt man ein kleines Kind auf Diät?
Weiss:
Im ersten Jahr habe ich versucht, es alleine zu schaffen – versucht Grenzen zu setzen. Das hat aber überhaupt nicht geklappt, also sind wir zu einem Arzt gegangen, der auf Übergewicht bei Kleinkindern spezialisiert ist. Er hat ein Programm entwickelt. Im Prinzip hat er ihr nicht vorgeschrieben, was sie essen darf, sondern wie viel davon. Innerhalb dieser Parameter konnte sie zu sich nehmen, worauf sie Lust hat. Er hat uns geholfen herauszufinden, was die angemessen Menge an Nahrung für ein Kind ihres Alters ist. Jetzt gibt es zu Mittag nicht mehr drei Stück Pizza, sondern eines.  


Wie hart war die Diät für Bea?
Weiss:
Das Schlimmste war, sich einzugestehen, dass sie anders ist als die anderen Kinder und deshalb anders essen muss. Wie schmerzhaft das für sie ist, hat sie von Anfang an ganz klar ausgedrückt. Es gibt viel Streit, Tränen und Diskussionen darüber, wie unfair die Situation ist.


Welche Spuren hat dieser Kampf gegen das Gewicht an Ihrer Tochter hinterlassen?
Weiss:
Sie ist nach wie vor frustriert, denn sie weiß, dass sie ein Leben lang auf ihr Gewicht achten muss. Manchmal möchte sie einfach aufgeben und sagt: „Weißt du was? Ich wäre lieber fett und könnte dafür essen, was ich will!“ Ich verstehe das gut, sage ihr dann, dass sie irgendwann erwachsen ist und diese Entscheidung für sich selbst treffen kann. So lange ich aber als Mutter für sie verantwortlich bin, werde ich alles in meiner Macht stehende tun, damit sie gesund bleibt.
Wie hat die Diät die Beziehung zu Ihrer Tochter verändert? Ist sie oft böse auf Sie?
Weiss: Natürlich, aber das ist eben Teil meines Jobs als Mutter. Genauso wie „Putz dir die Zähne“.


Was würden Sie im Rückblick anders machen?
Weiss:
Ich habe selbst immer mit meinem Gewicht gehadert, Diätpillen geschluckt, mal gefressen, mal gehungert. Wir wollen unsere Töchter zu selbstbewussten Frauen erziehen und gleichzeitig sind wir unzufrieden mit unseren eigenen Körpern. Wir sollten ihnen ein Vorbild sein. Ich habe da versucht, an mir zu arbeiten. Ich gehe den Weg der Diät natürlich mit meiner Tochter gemeinsam und habe meine Ernährung auch umgestellt.


Was ist die Message Ihres Buches?
Weiss:
Der Originaltitel lautet „The Heavy“. Das ist ein Ausdruck, der jemanden beschreibt, der sehr durchsetzungsfähig ist. Der US-Titel  bezieht sich einerseits auf das Übergewicht und andererseits darauf, eine toughe Mutter zu sein, wenn es darauf ankommt. Ich möchte Eltern ermutigen, das Beste für ihre Kinder zu tun und dabei nicht vor bestimmten Themen zurückzuschrecken, nur weil sie vielleicht sensibel oder schwierig sind. Oder man damit bei anderen Eltern anecken könnte.

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