Alles Wahlkampf!

Maria Großbauer im MADONNA-Talk

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Jetzt gibt es Kultur-Nachhilfe für die heimische Politik. Opernball-Lady Maria Großbauer steigt auf der Liste Kurz in den Wahlkampf ein und will vor allem in Sachen Kunstförderung, aber auch in Sachen Gesprächskultur aufräumen. Das Interview mit der Polit-Newcomerin. 

Alles Wahlkampf“ statt „Alles Walzer“, heißt es ab jetzt für Maria Großbauer (37). Die Opernball-Organisatorin hat verkündet, dass sie auf der Liste von Sebastian Kurz – konkret auf Listenplatz 6 – bei der Nationalratswahl antritt. Bekannt gegeben haben der ÖVP-Chef und die politische Quereinsteigerin den ungewöhnlichen Wechsel bei sonnigem Wetter auf der Terrasse der Wiener Albertina – vor, wie sollte es anders sein, der Wiener Staatsoper als fototauglichem Hintergrund.    

Ein neues hartes Pflaster. Das Societypflaster bei Opernball & Co. ist sicher ein hartes, aber ist das politische noch härter? „Vermutlich“, lacht Großbauer im MADONNA-Talk. Angst hat die Mutter eines dreijährigen Sohnes (Gabriel, Anm.) vor dem Wahlkampf aber keine: „Man darf sich das aber nicht zu Herzen nehmen, sonst darf man nicht in die Politik gehen“, sagt sie in Anspielung auf ein altes Facebook-Posting, das bereits wenige Stunden nach ihrer Polit-Ankündigung medial durch den Kakao gezogen wurde. Großbauer will jedenfalls für eine bessere Gesprächskultur in der Politik sorgen.
 
Wie fühlt sich denn der Wechsel vom Society- auf das Politparkett bislang an?
Marias Großbauer: Das ist eine sehr schöne Ergänzung, würde ich sagen. Der Opernball ist ein Fest der Künstler. Da ist das Politparkett, wie Sie es nennen, eine spannende Herausforderung für mich.
 
Wo braucht man denn das dickere Fell, würden Sie sagen?
Großbauer: Vermutlich in der Politik noch ein bisschen mehr (lacht). Aber rund um den Opernball ist es natürlich auch eine neue Situation für mich. Ich bin üblicherweise jemand, der sich auf die Sachen konzentriert, die er zu tun hat und die er tun möchte. Und ich habe einige Ideen – darauf möchte ich mich konzentrieren, nicht darauf, was andere sagen. 

Sie sind ja politische Quereinsteigerin. Fürchten Sie sich schon ein bisschen vor dem Wahlkampf?
Großbauer: Fürchten tue ich mich überhaupt nicht. Es ist eine spannende Zeit und ich freue mich, dass ich ein Teil der Bewegung von Sebastian Kurz sein kann. Jetzt ist ein Moment gekommen, wo man einiges in unserem Land verändern kann. In vielen Bereichen gibt es Bedarf, die Dinge zu überdenken und auf neue Schienen zu bringen. Ich glaube außerdem, die Menschen würden sich wünschen, dass sich die Politik die Gesprächskultur wieder ein bisschen mehr zu Herzen nimmt. Dazu möchte ich beitragen. Denn Kultur ist vieles, auch, wie man miteinander umgeht.
 
Wenn Sie sagen „wie man miteinander umgeht“, denken Sie da an Ihr altes Champagner-Posting auf Facebook, das nur wenige Stunden nach Ihrer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sebastian Kurz im Netz aufgetaucht ist und Sie wohl als dekadent dastehen lassen sollte?
Großbauer: Social Media ist eine tolle Sache, hat, wie alle anderen tollen Dinge, aber auch seine Schattenseiten. Man darf sich das aber nicht zu Herzen nehmen, sonst darf man nicht in die Politik gehen. 

Haben Sie da kurz überlegt, ob der Gang in die Politik die richtige Entscheidung war?
Großbauer: Das hat mich jetzt nicht wahnsinnig erschrocken. Es ist natürlich nicht so schön zu sehen, mit welchen Mitteln da gearbeitet wird, aber das ist die Realität. Und vor der Realität darf man die Augen nicht verschließen. 
 
Wie lief denn das Angebot von Sebastian Kurz ab? Hat er Sie persönlich gefragt? 
Großbauer: Er hat mich persönlich gefragt, wir kannten uns ja schon. Näher kennengelernt haben wir uns vor etwa eineinhalb Jahren – im Zuge der Vorbereitung für den Opernball bin ich damals  ganz aktiv auf verschiedene Ministerien zugegangen. Eben auch zum Außenminister. Der Opernball ist ein Aushängeschild für unser Land und es war mir wichtig, andere Menschen zu motivieren, auch mit tollen Gästen hinzukommen. Deshalb habe ich Sebastian Kurz angesprochen. Und er war sehr offen, unterstützend und kooperativ. Das habe ich als sehr angenehm empfunden und auch neu, das ist ja nicht so alltäglich. Wir sind dann eigentlich in Kontakt geblieben und vor Kurzem hat er mich persönlich gefragt, ob ich mich in seiner Bewegung im Bereich Kunst und Kultur engagieren will.  

Und haben Sie lange überlegen müssen?
Großbauer: Ich habe mir kurz Bedenkzeit erbeten, um das mit meiner Familie zu besprechen, also mit meinem Mann und unserem Kind. Man muss sich natürlich vorher überlegen, wie man das alles organisieren kann. Aber mein Mann unterstützt mich sehr dabei, und auch die Großeltern, was mich unendlich freut. Alle arbeitenden Väter und Mütter werden verstehen, was ich damit meine.

Klar, aus Ihrer Doppelbelastung wird jetzt eine Dreifachbelastung. Wie wollen Sie das „schupfen“?
Großbauer: Das fragt man immer nur die Frauen, dabei müsste man das die ganze Familie fragen. Aber natürlich, an uns Frauen hängt sehr vieles. Mein größter Respekt gilt allen Alleinerziehenden, die diese Mehrfachbelastung ganz alleine stemmen müssen. Ich habe glücklicherweise viel Unterstützung – also die Rahmenbedingungen für mich passen. Und ich muss dazusagen, dass die Vorbereitungen für den Opernball schon sehr weit gediehen sind. Denn nach dem Ball ist vor dem Ball. Was nicht sofort in die Wege geleitet und erledigt wird, seien es Kooperationen oder neue Sponsoren, passiert nach dem Sommer auch nicht mehr. Im Herbst geht es eher in die Umsetzungsphase. 

Und warum Sebastian Kurz?
Großbauer: Weil mir sein Zugang sehr gut gefällt. Er ist offen und will wirklich etwas bewegen. Das möchte ich auch gerne im Bereich Kunst und Kultur. Er hat auch keine Angst, die Dinge anzusprechen, selbst, wenn sie unangenehm sind. Er macht das aber auf eine Art und Weise, ohne die anderen anzupatzen. Sebastian Kurz verkörpert eine politische Kultur, die mir zusagt.

Sie sollen ja für den Kunst- und Kulturbereich zuständig sein. Wie sehen da Ihre Pläne aus?
Großbauer: Ich bin jetzt in einer Phase, wo es darum geht, gemeinsam mit anderen Menschen etwas zu erarbeiten. Ich freue mich sehr, dass sich sofort viele Künstler und Künstlervertretungen bei mir gemeldet und sich über meinen Schritt gefreut und Gespräche, Austausch angeboten haben. Genau das tue ich jetzt: Ich spreche mit vielen Personen aus dem kulturellen Umfeld und daraus werden wir ein Programm gestalten, das wir dann im September im Detail vorstellen können.

Dann vielleicht nichts Konkretes, aber was sind denn Ihre großen Ziele für die Kulturpolitik in diesem Land? Ist die bislang vielleicht zu kurz gekommen?
Großbauer: Nein, zu kurz gekommen ist sie nicht. Österreich hat viele ganz großartige Künstlerinnen und Künstler hervorgebracht. Dennoch kann man über die Rahmenbedingungen diskutieren, ob es nicht noch besser und effektiver sein könnte. Ich spreche von der Struktur, die es braucht, damit sich die Kunst entfalten kann. Österreich wird im Ausland stark als Kunst- und Kulturland wahrgenommen. Das ist ein ganz großes Asset für uns, wie ein Rohstoff. Und damit das in Zukunft auch so bleibt, muss man sich schon ein paar grundlegende Gedanken zu gewissen Rahmenbedingungen machen.
 
Was schwebt Ihnen da vor?
Großbauer: Man könnte etwa das Fördersystem vereinfachen und effizienter gestalten, wir haben nämlich zu viel Kulturbürokratie. Wie das im Detail ausschauen könnte, daran arbeite ich im Moment und höre mir eben auch an, was die Betroffenen dazu zu sagen haben. Ich bin gut vernetzt in diesem Bereich und will als Sprachrohr agieren. Ich möchte das Bewusstsein für die Kunst stärken.
 
Mehr Kunst und Kultur in den Schulen ist auch ein Thema für Sie?
Großbauer: Absolut, ich werde auch Gespräche mit Lehrern führen. Wenn wir uns damit beschäftigen, was mit unserer Kunstszene in Zukunft passieren soll, dann sind natürlich die Jungen gefragt. Es gibt bereits großartige Initiativen, aber auch da kann man sich überlegen: Wie kann man da noch mehr machen? Es soll ab September die tägliche Turnstunde in den Schulen geben. Aber was ist mit Kunst und Kultur? 

Also die tägliche Kunststunde?
Großbauer: Wir müssen uns einfach überlegen, wie wir es jungen Menschen erleichtern und ermöglichen können, in verschiedene Kunstsparten hineinzuschnuppern – sei es durch Laientheater, durch Malateliers oder Musik. Wichtig ist, ihnen möglichst viele Möglichkeiten zu geben, sodass jeder auch das Richtige für sich finden kann. 
 
Sie sind das Gesicht der wichtigsten heimischen Kulturveranstaltung und haben jetzt politisch Farbe bekannt. Ist das vereinbar?
Großbauer: Ja. Ich engagiere mich frei für Sebastian Kurz und werde auch kein Parteimitglied. Es geht mir um Kunst- und Kultur – wieso sollte das nicht mit dem Opernball vereinbar sein? Außerdem gibt es viele Nationalratsabgeordnete, die noch einen ganz anderen Job haben. Im Übrigen engagiere ich mich beim Opernball ehrenamtlich, werde also für diese doch sehr umfangreiche Aufgabe nicht bezahlt.

Und werden Sie als Opernball-Organisatorin auch weitermachen, sollten Sie tatsächlich ins Parlament einziehen oder gar Ministerin werden?
Großbauer: Jetzt sind einmal die Wählerinnen und Wähler am Wort. 
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