Neo-Politikerin im Talk

Kiras Karriere-Coup

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Die Liste Kurz wird länger:  Kira Grünberg kandidiert bei der Nationalratswahl als Tiroler Spitzenkandidatin und gilt als neue Behindertensprecherin der Partei.

Vor ziemlich genau zwei Jahren endete für Kira Grünberg ihr bisher bekanntes Leben. Ein tragischer Trainingsunfall ließ die ehemalige Stabhochspringerin querschnittsgelähmt zurück. Doch die 23-Jährige hat eine bemerkenswerte Lebenseinstellung, durch die sie nicht nur in ihrem eigenen Alltag konstante Fortschritte mache, sondern mit ihrem Mut und Fleiß auch andere anspornen konnte. Auftritt Sebastian Kurz, der Leistung als eines der höchsten Charaktermerkmale schätzt und in Grünberg ein neues Aushängeschild für seine Liste gefunden hat. Vor Kurzem wurde sie nämlich von ihm als neue Tiroler Spitzenkandidatin sowie als Behindertensprecherin der Partei vorgestellt. Der Talk.

Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, in die Politik zu gehen ?
Kira Grünberg:
Als ich vor fast genau zwei Jahren meinen Trainingsunfall hatte, da bin ich zwar hart gefallen, aber trotzdem weich gelandet. Weil mich eine unbeschreibliche Welle an menschlicher Zuneigung, Empathie und Unterstützung aufgefangen und durch die erste schwierige Phase getragen hat. Als ich dann in der Reha war, habe ich nicht nur mit viel Einsatz aus meiner Situation das Beste gemacht, ich habe auch viele andere Menschen mit Behinderung und ihre Schicksale kennengelernt. Damals habe ich mir ein Versprechen gegeben: Wenn ich die Chance habe, etwas zu tun, das das Leben dieser Menschen etwas einfacher macht, dann werde ich sie nützen. Dass mich Sebastian Kurz eingeladen hat, in sein Team zu kommen, um mich dort auch politisch für Menschen mit Behinderung einsetzen zu können, ist so eine Chance, die ich nützen muss.

Haben Sie lange überlegen müssen, oder war es ein klarer Entschluss ?  
Grünberg:
Gehadert habe ich nicht, aber gut darüber nachgedacht. Und dem Sebastian unzählige Fragen gestellt. Aber bald war klar: Okay, wenn du wirklich für Menschen mit Behinderung etwas bewegen willst, zeigen willst, dass auch die, die sich nicht so gut bewegen können, eine Menge bewegen können, wenn du einen Beitrag leisten willst, dass diese Menschen in der Gesellschaft anders wahrgenommen und als Ressource gesehen werden – dann musst du das machen. Klares „Ja“!


Woher kommt Ihr politisches Interesse?
Grünberg:
Ehrlich: Ich hatte mit Politik nicht wirklich viel am Hut. Ich habe Menschen gewählt, weniger die Parteien oder Programme, mir ist Politik immer wie ein in sich geschlossenes System vorgekommen. Als Sebastian Kurz in die Regierung gekommen ist, habe ich mir gedacht: Wie ist denn das gegangen? Was jetzt möglich ist, gab es ja noch nie, zumindest kann ich mich erinnern: einen barrierefreien Zugang in die Politik ohne Parteibuch, ohne politische Vergangenheit, dafür mit Know-how in einem bestimmten Bereich.


Was möchten Sie als Behindertensprecherin verbessern ?
Grünberg:
Für Menschen mit Behinderung etwas zu verbessern heißt, ihnen das Leben zu erleichtern, indem wir für sie die Bürokratie vereinfachen! Es kann ja nicht sein, dass beispielsweise jemand, der einen Sprachcomputer braucht, sechs unterschiedliche Anträge stellen muss, damit er ihn kriegt. Mit der Situation einer Behinderung klarzukommen, ist eh Challenge genug, da muss ja nicht noch ein eigener Hindernislauf durch den Behördendschungel stattfinden.


Inwiefern wird in Österreich Inklusion gelebt?
Grünberg:
Inklusion ist erst erfüllt, wenn nicht mehr drauf geachtet werden muss. So weit sind wir in Österreich noch nicht. Seit meine Kandidatur öffentlich ist, kriege ich viele Zuschriften mit beeindruckenden Projekten und Beispielen, wo es schon gut läuft. Aber auch mit noch mehr Hinweisen auf Bereiche, wo die Inklusion noch nicht laut Behindertenrechtskonvention umgesetzt und erfüllt ist. Es braucht mehr Bewusstseinsbildung und vereinfachte Bürokratie, ob im Schulbereich oder am Arbeitsmarkt. Behinderung und Inklusion beginnen im Denken.
 

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