Frauenministerin

Juliane Bogner-Strauß im Talk

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Die Regierung will die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Wie das gelingen soll und wie das bei ihr selbst läuft, erklärt Familienministerin Juliane Bogner-Strauß im MADONNA-Talk.

Die vergangene war eine gute Woche, um Familien- und Jugendministerin zu sein. Denn nach 35 Jahren wurde endlich der unliebsame Gesetzes-Wirrwarr beim Jugendschutz beseitigt. Die neun Bundesländer einigten sich bei einer Konferenz im Tiroler Hall auf ein Verbot von Zigaretten und hartem Alkohol bis 18 sowie auf einheitliche Ausgehzeiten (unter 14-Jährige dürfen bis 23 Uhr ohne die Begleitung Erwachsener draußen bleiben und unter 16-Jährige bis 1 Uhr morgens). Zumindest fast, nur Oberösterreich tanzte aus der Reihe und schickt seine Jugendlichen künftig schon jeweils eine Stunde früher nach Hause. Für Ressortchefin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) dennoch ein „historischer“ Beschluss.
 
Betreuung. Anlässlich der Familienausgabe traf MADONNA die Politikerin zum Talk und fragte nach, was sie in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie plant. „Mehr und qualitativ hochwertige Betreuung – auch in den Ferien“ seien der Schlüssel, verrät Bogner-Strauß. Sie will sich dafür einsetzen, dass die Politik den weiteren Ausbau von Kindergärten vorantreibt.
 
Und wie sieht es bei der 46-jährigen Mutter dreier Kinder (19, 9 und 6 Jahre) mit der Vereinbarkeit von Job und Familien­leben aus? „Es geht uns gut. Wenn man sich alles gut einteilt, bleibt genug Zeit.“ Mit ihrem Mann teilt sich die Top-Wissenschaftlerin die Elternarbeit „zu gleichen Teilen“ auf und sie selbst pendelt zwischen dem Ministerium in Wien und ihrem Zuhause in der Steiermark. Aus dem kurz nach ihrer Angelobung angekündigten Homeoffice einmal die Woche ist aber ob des zeitintensiven Politikerjobs bislang eher nichts geworden, verrät Bogner-Strauß auf Nachfrage und lacht: „Da bin ich in der Realität angekommen.“
 
Vergangene Woche wurde zum ersten Mal seit 35 Jahren das Jugendschutzgesetz harmonisiert. Aus neun verschiedenen Regelungen wurde also (fast) eine – Sie haben den Beschluss als historisch bezeichnet …
Juliane Bogner-Strauß: Es ist schon ganz wichtig, dass alle Jugendlichen in Österreich die gleichen Rahmenbedingungen haben. Sowohl was das Rauchen, das Ausgehen als auch was den gebrannten Alkohol angeht. Das haben wir jetzt fast geschafft. Jetzt müssen sich noch die Oberösterreicher ein kleines Stück bewegen (bei den Ausgehzeiten, Anm.). Dazu haben sie noch Zeit bis 1. Jänner 2019, dann schaffen wir es vielleicht, dass wir wirklich in ganz Österreich für Jugendliche die gleichen Rahmenbedingungen haben. In der Endverantwortung, das muss man schon sagen, bleiben aber ohnehin die Eltern. Sie sollen weiterhin vorgeben, wann ihre Kinder zu Hause zu sein haben. Aber der Rahmen ist jetzt zumindest einmal abgesteckt, das war höchste Zeit.  
 
Gerade in den Grenzgebieten waren die unterschiedlichen Regelungen bei den Ausgehzeiten sicher ein Problem, oder?
Bogner-Strauß: Absolut. Ich komme aus der Steiermark, da musste man zwei Stunden früher daheim sein als im Burgenland. Das hatte auch Auswirkungen: Es sind ­extrem viele steirische Jugendliche im Burgenland fortgegangen.  
 
Jetzt verbieten wir den Jugendlichen bis 18 zu rauchen, erlauben es aber in den Lokalen wieder – und das, obwohl es sogar schon ein Gesetz dagegen gab. Ist das nicht ein völlig falsches Signal an die jungen Menschen?
Bogner-Strauß: Es ist gut, dass man das Raucherschutzalter auf 18 anhebt. Erstens gehören wir zu den letzten drei Ländern in Europa, in denen das noch nicht so ist. Zweitens zeigen Studien, wie etwa aus unserem Nachbarland Deutschland, dass das sehr viel bringt. Das Anheben des Raucherschutzalters hat dort die Zahl der ­jugendlichen Raucher stark verringert. Deswegen glaube ich, ist das ein sehr guter Schritt, der die Jugendlichen dabei unterstützt, später mit dem Rauchen anzufangen. Man weiß aus Studien, umso später man mit dem Rauchen anfängt, umso eher lässt man es für immer bleiben.
 
Glücklich sind Sie als Jugendministerin mit dem gekippten Rauchverbot in der Gastronomie aber wahrscheinlich nicht, oder?
Bogner-Strauß: Ich denke, es ist zumindest noch die Chance gegeben, dass die Leute dorthin gehen, wo sie wollen. Es haben schon sehr viele Gastronomen mit 
1. Jänner 2018 freiwillig auf Nichtraucher-Lokal umgestellt. 
 
Zurück zu den Ausgehzeiten: Glauben Sie, dass Oberösterreich nachzieht?
Bogner-Strauß: Das ist reine Spekulation. Aber es geht ja nur um eine Stunde, da hoffe ich schon, dass sie sich noch bewegen. Vor allem im Sinne der Jugendlichen in ganz Österreich wäre das fein, wenn das gänzlich harmonisiert ist. 

Wie lange dürfen Ihre Kinder aus bleiben?
Bogner-Strauß: Mein Großer ist jetzt 19 Jahre alt und hat vor zwei Jahren angefangen wegzugehen, meistens sind aber seine Freunde bei uns. Die Kleinen sind mit 6 und 9 Jahren noch zu jung, um überhaupt darüber zu diskutieren. Wie lange sie aufbleiben, ist individuell, aber das mit dem Ausgehen besprechen wir erst später.  
 
Wie wollen Sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern?
Bogner-Strauß: Ein wichtiger Punkt ist natürlich die Kinderbetreuung, die wir weiterhin ausbauen wollen. Das wurde vom Bund in den letzten Jahren schon sehr unterstützt: Von 2008 bis 2016 wurden 65.000 zusätzliche Kinderbetreuungsplätze geschaffen – davon 38.000 Plätze für unter 3-Jährige. Ich glaube, in diesem Tempo müssten wir weitermachen, weil es ­Eltern sehr dabei unterstützt, wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Auch der Qualitätsrahmen bei der Kinderbetreuung soll österreichweit vereinheitlicht werden. Das ist ein Thema, das ich demnächst in Angriff nehmen möchte. Ganz schwierig ist es für die meisten Familien, die Sommerferien oder die Ferienzeit im Allgemeinen zu überbrücken. Deshalb ist auch mit Bildungsminister Heinz Faßmann gemeinsam angedacht, die Herbstferien zu vereinheitlichen und vor allem auch auf ­eine bessere Sommerbetreuung hinzuarbeiten. 

Sie pochen auf Ausbau der Kinderbetreuung, aber budgetiert hat die Regierung dafür nur 1.000 Euro. Was hat es damit auf sich?
Bogner-Strauß: Das ist jetzt einmal symbolisch budgetiert. Da ist natürlich Geld reserviert und ich habe schon gesagt, wir müssen die Kinderbetreuung weiter ausbauen. Das werden wir auch machen. Bei der Kinderbetreuung darf man nicht sparen, denn ich glaube, das ist die Voraussetzung dafür, dass Frauen – darauf muss ich als Frauenministerin natürlich besonders schauen – wieder im Beruf Fuß fassen und dass es ihnen erleichtert wird, wieder einzusteigen. Deswegen ist die Kinderbetreuung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf das wichtigste Thema. 

Wie viel Geld soll dann in den Ausbau fließen?
Bogner-Strauß: Wir gehen jetzt einmal in Verhandlung mit den Ländern und dann wird man sehen, wie viele zweckgebundene Mittel es vom Bund geben wird.
 
Apropos Budget: Darin sind zehn Millionen Euro für die Frauen vorgesehen. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass alleine FPÖ-Chef Strache 15 Millionen Euro bekommen hat, „Körberlgeld“ wurde es vielfach genannt, um sein neues Ministerium einzurichten. Sind Sie dennoch zufrieden?
Bogner-Strauß: Wir wollen das Budget konsolidieren und haben ein Nulldefizit geplant. Das heißt, wir werden nächstes Jahr erstmals mehr einnehmen als wir ausgeben. Es geht darum, in die Zukunft zu schauen und den Sozialstaat für unsere Kinder abzusichern. Dennoch ist das Frauenbudget gesichert, es wurde zumindest nicht reduziert. Das ist ein wichtiges Zeichen.
 
Was planen Sie mit den 10 Millionen? 
Bogner-Strauß: Das ist gut aufgeteilt, etwa 50:50. Die eine Hälfte geht in Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen und die andere in Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Einen Teil des Budgets investieren wir zudem in bewusstseinsbildende Maßnahmen zur Sensibilisierung. 
 
Seit über 100 Tagen sind Sie jetzt Ministerin. Ein wahnsinnig intensiver Job. Wie geht es Ihren Kindern damit?
Bogner-Strauß: Denen geht es ausgezeichnet. Ich habe auch als Wissenschaftlerin schon sehr viel gearbeitet und mein Mann und ich haben uns das schon immer sehr gut aufgeteilt. Der Große unterstützt uns mit seinen 19 Jahren schon kräftig zu Hause. Das passt. Mir geht es gut und den Kindern geht es auch gut. Ich glaube, wenn es den Eltern gut geht und man ist einfach glücklich und zufrieden mit dem was man macht, dann merken das auch die Kinder und dann gehen sie mit. 
 
Also leidet das Familienleben nicht unter dem intensiven Politikerjob?
Bogner-Strauß: Ich war, wie gesagt, immer schon sehr viel unterwegs. Aber wenn man sich alles gut einteilt, bleibt genug Zeit. Man muss eben Prioritäten setzen und die sind je nach Lebensalter der Kinder ein bisschen anders. Ich darf auch nicht vergessen, meinen Mann zu loben. Wir haben es wirklich geschafft, ein Konzept zu finden, wie wir uns die Elternarbeit zu gleichen Teilen aufteilen können. 
 
Sie haben bei Amtsantritt angekündigt, teilweise vom Homeoffice aus arbeiten zu wollen: Wie läuft das?
Bogner-Strauß: Da bin ich in der Realität angekommen (lacht). Das Homeoffice findet jetzt doch eher samstags und sonntags statt. Aber ich versuche schon zumindest, einen Tag die Woche einen Bundesländertag einzulegen. Untertags sind die Kinder ohnehin in der Schule, aber es ist mir wichtig, dass sich zu damals – als ich als Wissenschaftlerin nur zwei bis drei Nächte die Woche weg war – nicht allzu viel ändert. Deshalb pendle ich auch als Ministerin.
 
Zur Person
Karriere. Studiert hat Juliane Bogner-Strauß mit ausgezeichnetem Erfolg Chemie und sich habilitiert im Bereich Molekularbiologie und Genomik. Politisch war die 46-Jährige bisher nicht aufgefallen. Vielmehr machte sie wissenschaftliche Karriere und lehrte an der TU Graz.  
Privat. Die Neo-Politikerin ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 18, 9 und 6 Jahren. Ihrer Familie gehört das Weingut Strauss (vulgo Schopper) in der Südsteiermark, das von ihren Brüdern geführt wird.
 
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