Polit-Karriere

Doris Bures im MADONNA-Talk

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Nationalratspräsidentin Doris Bures sprach mit MADONNA über ihre neue Aufgabe, über die Rolle der Frauen in der Politik und über den wilden Präsidentschaftswahlkampf.

Sie ist die Frau, die jedes Politbeben der letzten Jahre in Österreich überstand und jetzt – seit dem Ausscheiden des Bundespräsidenten Heinz Fischer – ist sie sogar die erste Frau im Staat: Nationalratspräsidentin Doris Bures (53).

Mit Diplomatie nach oben. Ihr Aufstieg begann in der Ära Alfred Gusenbauer. Bereits als Nationalratsabgeordenete und Bundesgeschäftsführerin galt Bures als eine enge Vertraute des damaligen Bundeskanzlers und wurde 2007 Beamten- und Frauenministerin. Nur ein Jahr später 2008 kam der große Politwechsel: Gusenbauer ging, aber Bures blieb. Unter dem neuen Bundeskanzler Werner Faymann wurde sie Verkehrsministerin. 2014 der nächste große Schritt: Sie wird zur Nationalratspräsidentin – und damit ins zweithöchste Amt im Staat – gewählt.

Schritt für Schritt. Nun, Faymann trat Anfang Mai überraschend zurück, Fischer schied aus dem Amt und Österreich steht mit der Wahlwiederholung vor einer historisch einzigartigen Situation. Jetzt übernimmt sie, die Frau, die alle Polit-Rochaden heil überstand: Doris Bures.

Mit MADONNA sprach sie über ihre neue Position, die Rolle der Frauen in der Politik und über die Salzburger Festspiele, die sie heute Abend im Großen Festspielhaus eröffnen wird. Hier der Talk:

Nationalratspräsidentin und jetzt plötzlich „Bundespräsidentin“. Die erste Frau im Staat. Was alles hat sich für Sie verändert?

Doris Bures: Ich bin nicht Bundespräsidentin. Als Vorsitzende des Kollegiums habe ich mit dem Zweiten und dem Dritten Nationalratspräsidenten die gesetzlich erforderlichen und zwingend notwendigen Amtsgeschäfte übernommen. Diese zusätzliche Aufgabe bedeutet bis Herbst naturgemäß einen noch höheren Zeitaufwand.

Wie sehen Sie die Rolle der Frau in der Politik?

Doris Bures: Es ist gerade in der Politik wichtig, dass Frauen sich einbringen, weil damit auch die Lebensrealitäten von Frauen stärker einfließen können, was zum Beispiel Einkommensverteilung oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbelangt.

Angela Merkel, Hillary Clinton. Wann ist denn die SPÖ reif für eine Frau an der Spitze?

Doris Bures: So wie meine Vorgängerin bin auch ich ein ­Beispiel dafür, dass Frauen
in der Sozialdemokratie an die Spitze gewählt werden – das ist nichts Neues. Ich unterstütze aber selbstverständlich jede weitere Frau in einer Spitzenposition.

Gusenbauer, Faymann, jetzt Kern. Wie sehen Sie diese Veränderung der Zeit? Diese Rochaden?

Doris Bures: Gusenbauer und Faymann standen jeweils acht Jahre an der Spitze der Partei, Kern steht am Beginn dieser Funktion. Im Vergleich zu manch anderer Partei zeichnet sich die SPÖ seit jeher durch personelle Stabilität und Kontinuität aus.

Was bedeutet für das Land der bereits dritte Wahlkampf im Jahr?

Doris Bures:Das liegt vor allem in der Verantwortung der handelnden Personen: Ich wünsche mir sehr, dass in den kommenden Wochen bis zur Wahlwiederholung alle Seiten besonnen und verantwortungsvoll agieren. Es dürfen keine neuen Gräben in der Gesellschaft aufgerissen werden. Man darf das hohe Amt, für das man kandidiert, nicht schon vorab beschädigen.

Wen wählen Sie?

Doris Bures: Ich habe schon bei der letzten Stichwahl Alexander Van der Bellen gewählt und bleibe auch dabei.

Was kann man gegen Politik-Verdrossenheit im Land machen?

Doris Bures:Ich glaube, am wichtigsten ist Ehrlichkeit in der Politik – die Bürgerinnen und Bürger können auch unpo­puläre Entscheidungen mittragen, wenn sie ehrlich und offen erklärt werden.

Sie eröffnen heuer die Salzburger Festspiele, welche Vorstellungen besuchen Sie?

Doris Bures: Ich freue mich auf Don Giovanni, den ich gemeinsam mit dem slowenischen Parlamentspräsidenten Milan Brglez besuchen werde.

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