Gern die zweite Geige

Der Talk mit Doris Golpashin

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Über ihr Leben als Mutter und die Auszeit von der Auszeit.

Mit jungen 17 Jahren startete Doris Golpashin in der Branche durch und arbeitete sich mit ungebremstem Elan und Arbeitseifer zu einer der beliebtesten TV-Moderatorinnen Österreichs hoch. Die 2000er-Jahre gehörten ihr – ORF, Puls 4 und auch ATV – die gebürtige Oberösterreicherin und eigentliche Wienerin führte auf sämtlichen nationalen Kanälen mit Unterhaltungssegment durch die Abende. 2011 schaffte Doris Golpashin, die auch eine Schauspiel- und Musicalausbildung in der Tasche hat, auch den Sprung nach Deutschland, wo sie „The Voice of Germany“ co-moderierte und zum Gesicht des Star-Magazins „Red“ wurde. Kurz darauf muss es gewesen sein, dass sie Showman Klaas Heufer-Umlauf kennen und lieben lernte. 2012 wurde die Beziehung des medialen Power-Couples offiziell, ein Jahr später machte die Geburt des ersten gemeinsamen Kindes das Glück des in Berlin-Kreuzberg lebenden Paares perfekt. Daraufhin hieß es erst mal Sendepause.   


Back in Business. Als es um die wortgewandte Plaudertasche lange still blieb, staunten Medien und Fans bei der Präsentation der dritten „Vorstadtweiber“-Staffel heuer nicht schlecht, als verlautbart wurde, dass Golpashin darin eine nicht unwesentliche Rolle übernehmen würde. MADONNA traf die 37-Jährige zu einem Gespräch über ihre persönliche Evolution, die neu gefundene Erfüllung als Mutter und Hausfrau und die Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Vater.

Gratulation zum Engagement bei den „Vorstadtweibern“. Was dürfen wir von Ihrer Rolle erwarten?
Doris Golpashin:
Ich spiele eine Putzfrau, die auf den ersten Blick einen ganz normalen Eindruck macht, aber auf den zweiten und dritten noch ganz andere Facetten bietet. Die Alte hat es faustdick hinter den Ohren …


Sind Sie Fan der ersten Stunde oder mussten Sie sich in die Serie erst einlesen?
Golpashin:
Ich habe immer wieder Episoden geschaut, zwar nicht akribisch, aber ich kannte die Serie schon. Und ich hatte tatsächlich großen Respekt vor dem Casting und wollte es keinesfalls vermasseln.  Ich habe mich sehr über die Anfrage gefreut, so tolle Bücher kriegt man selten zugeschickt.  


Kannten Sie schon alle Ihre Serien-Kolleginnen?
Golpashin:
Aus dem Fernsehen ja. Nina ist die Einzige, die ich schon ein bisschen länger kenne, die war mit mir in der Ausbildung, aber zwei Jahre vor mir. Aber klar, das sind etablierte, tolle Schauspielerinnen, Hilde kenne ich über meine Schwester und auch Martina, Maria und Gerti haben mit ihr Theater gespielt. Man kennt sich, aber es ist natürlich etwas anderes, wenn man gemeinsam spielt. Ich war auch nervöser, als wenn ich eine Fernsehsendung hätte moderieren sollen. Und das, obwohl ich aus dem Schauspiel- und Musical-Bereich komme. Aber wenn man das lang nicht mehr gemacht hat und schon mit so einem etablierten Team zusammen spielt, ist der Respekt ein anderer. Und es ist schon gut, wenn man nach 20 Jahren in der Branche auch mal das Lampenfieber wieder zu spüren bekommt. Ich wage zu behaupten, auch durch die Zusammenarbeit mit den tollen Regisseuren noch mal viel dazugelernt zu haben.


Wie bereitet man sich auf eine Putzfrauen-Rolle vor? Kriegen Sie selbst auch eine Wohnung sauber?
Golpashin:
Hallo? Mutter und Hausfrau vor Ihnen. Selbstverständlich. Ich bin grundsätzlich ein sehr ordentlicher Mensch, ich hasse Unordnung, wenn ich irgendwo ankomme, wird der Koffer auch gleich ausgepackt. Da bin ich schon ein bisschen monkig. Ich mag Unordnung nicht, ich hab immer das Gefühl, dass sie sich dann in mir widerspiegelt.


Sie waren nun schon länger nicht mehr vor der Kamera zu sehen. Ist es schön karrieretechnisch wieder zurückzukehren?
Golpashin:
Ich habe zwei Monate nach der Babypause eh wieder gearbeitet – bei „The Voice“ und „Red“ – aber irgendwann kam ich in eine komische Zwickmühle. Ich war dann wirklich in der Situation – das liegt vielleicht daran, dass ich diesen Job mache, seit ich 17 bin – dass ich da stand und mir dachte, eigentlich wäre ich jetzt gern woanders. Eigentlich wäre ich an diesem 30 Grad heißen Sommertag mit meinem Mann und meinem Kind lieber am See als das 50. Talent der Reihe nach zu fragen, wie es sich vor seinem Auftritt fühlt. Ich habe nichts gegen Castingshows, ich habe das jahrelang gemacht. Im Studio zu stehen, Stunden in der Maske zu sitzen, nur um dann – wie bei „Red“ – meine Moderationen vom Teleprompter abzulesen – das war so unbefriedigend. Ich kam dann immer nach Hause und hatte das Gefühl, nichts wirklich geleistet zu haben, das es wert wäre, diesen Tag von meinem Kind getrennt gewesen zu sein. Deshalb freue ich mich umso mehr über ein Projekt wie die „Vorstadtweiber“. Und verzichte darauf, völlig ausgebrannt in einem Studio zu stehen. Ich freue mich auf jede neue Herausforderung im Job, und ich habe große Lust zu arbeiten, nur sollten es dann auch wirklich Herausforderungen sein. Sonst würde ich der verschenkten Zeit mit meiner Familie etwas zu sehr nachweinen.

Nur um z. B. über die Kardashians zu berichten.
Golpashin:
Da gibt es natürlich auch noch ein, zwei andere Aspekte. wenn es „nur“ eine Sendung wie „Red“ ist, ist man doch irgendwie auch Vorbild. Und wenn ich den jungen Mädels da draußen erklären sollte, dass jemand mit Größe 36 schon ein Plus-Size-Model sei … Ich konnte das irgendwann nicht mehr. Ich weiß nicht, ob ich mich geändert habe, oder die Branche, aber mein Blick darauf ist in jedem Fall ein anderer.

Weil sie die Vorbild-Funktion ansprechen … Was ist Ihnen denn wichtig in puncto Erziehung?
Golpashin:
Letztendlich will man dem Kind eine entspannte, glückliche, unbesorgte Kindheit bieten. Ich will, dass er die Wahl zwischen allen Wegen dieser Welt hat, und ich glaube auch, dass es gut ist, ganz prinzipiell mal an sein Kind zu glauben. Kinder muss man ernst nehmen, und ihnen zuhören. Dann muss man ihnen auf dem Weg, den man gemeinsam findet, helfen. Ich möchte, dass wir uns aufeinander verlassen können. Das klappt ganz gut bei uns.    

Welche Eigenschaft mögen Sie an sich am liebsten?  
Golpashin:
Ich habe einen starken Willen, und mit dem habe ich schon oft Dinge geschafft, die gemeinhin als große Träumerei abgetan werden. Bei allem notwendigen Pragmatismus im Leben bin ich froh, mir diesen Blick auf die Welt bewahrt zu haben.

Und welche Eigenschaft mögen Sie am wenigsten?
Golpashin:
Ich bin sehr ungeduldig, mag es nicht, wenn Dinge zu lange dauern.

Mit wem würden Sie gern mal ein Dinner einnehmen, egal ob tot oder lebendig?
Golpashin:
Aus meiner persönlichen Geschichte wäre dies mein Vater, der 2004 gestorben ist. Mit dem noch einmal zusammenzusitzen, eine Flasche Wein zu trinken und was Gutes essen zu gehen … Dafür würd ich alles tun.

Was wäre der Titel Ihrer Autobiografie zum jetzigen Stand?
Golpashin
: „Von der Moderatorin zur Putzfrau – die Golpashin-Methode.“

Rund um Weihnachten macht man sich auch Gedanken über das kommende Jahr … Was wünschen Sie sich persönlich für 2018?
Golpashin:
Ich hoffe, dass es da draußen noch das ein oder andere Projekt gibt, das mir genauso viel Freude wie die „Vorstadtweiber“ macht, und ansonsten sag ich sehr demütig: Möge bitte alles so bleiben, wie es ist.

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