J.C. Hörl

Conchitas Couturier im Talk

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Ein Innviertler schneidert den Großteil von Conchitas Garderobe. Im MADONNA-Interview spricht der sympathische Designer über seinen Werdegang, Handwerkskunst und die Wurst.

"Wichtig ist mir das Handwerk. Ich mache hohe Schneiderkunst. Nach Pariser Vorbild!“ Das sagt der Innviertler Jürgen Christian Hörl (39), der nicht nur dank Conchita, die seine Kreationen mit Vorliebe trägt und in die sie auch beim Song Contest schlüpfte, in aller Munde ist. Claudia Bösenkopf hat mit dem sympathischen Modemacher (39) über seinen Werdegang, Frau Wurst und Fashion-Vorbilder gesprochen.

Wie sind Sie zur Mode gekommen?
J. C. Hörl: Das war völlig klar für mich: Ich wollte immer nähen, wollte immer Mode machen, wollte immer ein eigenes Atelier haben. Ich habe als Kind schon angefangen zu nähen, habe bei meiner Tante immer genäht.


Was haben Sie als Kind denn so genäht?
Hörl:
Faschingskostüme. T-Shirts und Hemden …


Wo haben Sie Ihr Handwerk gelernt?
Hörl
: Relativ klassisch. Ich habe die Modeschule in Linz gemacht, Meisteratelier, habe auf der Central Saint Martins Design School in London Kurse besucht und auf der Domus Academy in Mailand. Dann habe ich mich gleich selbstständig gemacht.


Conchita ist fast nur noch in Ihren Kleidern zu sehen. Wie entstand der Kontakt?
Hörl
: Ich kannte Conchita durch die Modenschauen, sie ist immer zu uns gekommen und ich kannte den Stylisten. Und Wien ist ja nicht so groß. Das eine hat das andere ergeben. Wir ziehen sie sehr viel an. Sie trägt aber auch andere Designer Jean Paul Gaultier, Alexis Mabille … Wenn es eine Maßanfertigung ist, machen wir sehr viele Kleider für sie.


Wie ist Conchita als Kundin? Welche Ansprüche hat sie?
Hörl:
Ich glaube, wir haben primär denselben Anspruch. Mode muss Spaß machen, muss Fashion sein, muss high Level, muss sexy sein, muss mondän sein. Conchita ist trotzdem in dem, was sie trägt, sehr reduziert. Ich glaube, sie ist eine Ausnahmeerscheinung. Wie sie sich kleidet, wie sie diese Figur präsentiert, wie sie als Künstlerin und Sängerin agiert, ist sie eine Ausnahmeerscheinung. Conchita ist ein Weltstar. Irre begabt, irre talentiert, hat ein wahnsinniges Charisma. Wenn man mit ihr arbeitet, ist das einfach bereichernd.


Wer kommt noch zu Ihnen?
Hörl:
Die Maxi Blaha, Michael Niavarani, Marika Lichter, wir haben schon viele österreichische Promis ausgestattet.  Aber auch sehr viele private Stammkunden.


Was kosten Ihre Kleider?
Hörl:
Unterschiedlich. Es gibt die „Ready to wear“-Kollektion von 50 Euro bis 500 Euro. Und dann gibt es die geschneiderte Mode, die Haute Couture.


Was inspiriert Sie?
Hörl
: Ganz viele Dinge. Ich finde, das Leben ist so bunt und die Menschen sind so bunt. Und Reisen! Es gibt ganz viele Eindrücke, die zusammenkommen.


Reisen Sie oft?
Hörl:
Wenn es die Zeit zulässt, ja. Momentan lässt es die Zeit leider nicht zu.

Wie viele Stunden am Tag arbeiten Sie?
Hörl:
Zurzeit 14–16 Stunden,  sieben Tage. Aber es ist gut so. Ich sehe das ja nicht als arbeiten. Ich sehe das als Freizeit und als Hobby. Es ist ein totales Geschenk, das zu machen, was du liebst. Wenn du Menschen anziehst und die kommen zu dir und sagen: „Mich haben alle angeredet auf das Kleid, weil ich die Schönste auf dem Ball war.“


Gibt es ein Kleid, auf das Sie besonders stolz sind?
Hörl:
Auf das Weiße im ersten Halbfinale von Conchita! Sie sah darin perfekt wie ein Engel aus!

 

Conchita Wurst
© Getty Images

 


Haben Sie Vorbilder?
Hörl:
Alexander McQueen war ein Künstler. Schade, dass sein persönliches Leben traurig und unerfüllt geblieben ist. Karl Lagerfeld auch. Jedes Jahr diese ikonisierten Dinge, die Chanel ausmachen, wieder neu in Szene zu setzen. Das ist unglaublich.


Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
Hörl:
Dann hoffe ich natürlich, noch immer Mode machen zu dürfen. Egal, ob in Wien oder Paris oder New York.


Wer ist für Sie Stil-Vorbild?
Hörl
: Audrey Hepburn war es definitiv. Sehr modest. Immer am Punkt. Immer ganz zurückgenommen. Sie war durch ihr persönliches Erscheinen einfach da. Und ich glaube, das hat die Conchita auch.


Ihr Mode-Must im Sommer?
Hörl:
Natürlich ein Teil von J. C. Hörl! Unser altes Atelier (Köstlergasse 14, 1060 Wien, Anm. d. Red.) hat jetzt wieder geöffnet. Dort gibt es die „Ready to wear“-Kollektion und auch die Herrenlinie „Paptiste“.

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