Frühstück bei mir

Claudia Stöckl im MADONNA-Talk

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Claudia Stöckl feiert mit „Frühstück bei mir“ ihr 20-Jähriges Jubiläum. MADONNA traf die Kult-Moderatorin zu einem Gespräch über Lebensmenschen, Anfangsschwierigkeiten und persönliche Erkenntnisse.

In einem von Claudia Stöckls Lieblingscafés, dem „Petit Dej“ in der Nähe ihrer Wohnung, trafen wir die 50-Jährige zum Gespräch.

Sich mit anderen eine Mahlzeit zu teilen gilt schon seit jeher als kulturell verbindend. Claudia Stöckl (50) machte sich dieses Faktum 1997 zu eigen und lässt sich bis heute für ihre sonntägliche Radiosendung Woche für Woche von spannenden Gesprächspartnern zum Frühstück einladen. Am 15. Jänner feiert die Moderatorin 20-jähriges Jubiläum des Erfolgsformates. Ein beachtlicher Moment, weshalb wir die 50-Jährige baten, mit MADONNA über das Erlebte zu reflektieren. Doch nicht nur das, Stöckl feierte im Dezember vergangenen Jahres ihren 50. Geburtstag, und auch ihre Arbeit für ZUKI – Zukunft für Kinder jährt sich zum zehnten Mal.

Talk. Im Gespräch verrät die Moderatorin, welche Geschichten sie in zwei Dekaden am meisten berührt haben, wie sie zu ihrem runden Geburtstag steht und was sie sich für die nächsten 50 Jahre wünscht.

Ihre Ö3-Sendung „Frühstück bei mir“ läuft nun beachtliche 20 Jahre lang erfolgreich im Radio. Mit welchem Gefühl blicken Sie auf diese Zeit zurück?

claudia stöckl:Es ist überwältigend, denn es sind immerhin über 1.000 Sendungen, die ich in dieser Zeit gemacht habe. Die Zeit ist verflogen und jede Begegnung war unglaublich spannend. Legendär war ja auch der Einstieg ins Format, als ich 1997 den damals noch Finanzminister Viktor Klima interviewt habe und er drei Tage später, also zur Sendung hin, völlig überraschend Bundeskanzler geworden ist. Dementsprechend war man ja auch Teil der Geschichte und klarerweise bildet sich auch die Geschichte des Landes in diesen Sendungen irgendwie ab. Ich habe mir damals schon gedacht, wenn das so ein spektakulärer Start ist, kann es nur ein guter Weg werden, aber dass es so lange anhält, hätte ich mir auch nicht gedacht.

Teilweise ist es auch die Dokumentation Ihres eigenen Lebensweges beziehungsweise Ihrer Entwicklung, oder?

stöckl:Allein schon, wie sich meine Stimme entwickelt hat! Ich hatte am Anfang ja immer wieder Stimmprobleme, weil ich vor dem Mikrofon so aufgeregt war und meine Stimme nach oben gerutscht und fistelig geworden ist. Aber das ist ja auch das Gute, dass sich eine Aufgabe letztlich nicht abnützt und man sich darin immer wieder entwickeln kann.

Mit welchem Ihrer Gäste haben Sie so richtig gut gelacht?

stöckl:Sicherlich mit Mi­chael Niavarani. Jeder zweite Satz von ihm ist eine Pointe.

Wer hat Sie am meisten berührt?

stöckl:Geweint habe ich vor allem bei dem Thema Verlust, Verlust von Kindern. Egal ob es Michael Köhlmeier war, der von seiner verunglückten Tochter erzählt hat, oder auch der Talk mit Ursula Karven, deren Sohn ja ertrunken ist.

Gibt es auch Gäste, mit denen Sie einfach nicht auf eine Wellenlänge kommen konnten?

stöckl:Bestimmt. Mit Florian David Fitz zum Beispiel war das Gespräch nicht so einfach, weil er viele Dinge im Verborgenen halten will. Oder ein Elyas M’Barek, bei dem dann die ganze Entourage mitgekommen ist. 

Wann ist ein Interview für Sie ein gutes Interview?

stöckl:Ich freue mich, wenn es Überraschungen gibt und man wirklich ein Gefühl dafür bekommt, wie das Gegenüber tickt. Mir geht es darum, gemeinsam über das Leben nachzudenken, und dass dieses Gespräch auch eine gewisse Ehrlichkeit und Tiefe hat. 

Nun feiern Sie nicht nur 20 Jahre Ö3-„Frühstück bei mir“, sondern sind Anfang Dezember auch 50 geworden, ein weiteres Jubiläum. Wie war dieser Geburtstag für Sie?

stöckl:Viele haben mir im Vorfeld gesagt, dass man vor dieser Zahl steht und sich denkt, was hat die mit mir zu tun (lacht)? Bei mir war es ähnlich. Aber ich habe diesen Geburtstag gefeiert und 50 be­sondere Menschen eingeladen, die für mein Leben besonders wichtig sind.  Und das war meine Art, mal Danke zu sagen.  Es war auch schön, sich im Vorfeld zu überlegen, wer aus der jeweiligen Welt da wirklich ­dazugehört.

Sie haben noch ein drittes Jubiläum begangen, und zwar zehn Jahre Arbeit für den Verein ­ZUKI – Zukunft für Kinder. Was treibt Sie an, sich dafür zu engagieren?

stöckl:Natürlich sind es die vielen Elendserfahrungen. Als ich begonnen habe, gab es noch ganz wenige Paten und bereits 110 zu betreuende Kinder in unserem Heim in Kalkutta. Und da habe ich mir gedacht, dass man da vielleicht etwas verändern kann. Ich habe schon diesen Gedanken, dass jeder auf der Welt etwas tun kann. Wenn man sich diesen Erfahrungen erst mal stellt, mitten in den Slums und Menschen in tiefster Armut gegenübersteht, ist das eine Lebensentscheidung, die Spuren auf der Seele hinterlässt.     

Wie nehmen Sie Indien wahr, ein Land, das ständig negative Schlagzeilen schreibt, vor allem hinsichtlich weiblicher ­Unterdrückung?

stöckl:Zum einen ist es das Gefühl von Glück, dass man hier geboren ist und welche Möglichkeiten man dadurch hat, in Österreich zu leben. Um das Selbstbewusstsein der Mädchen in Indien zu stärken, braucht es sehr viel Bildung und wir betreuen in unserem Projekt die erste Generation von Mädchen, die sagen, dass sie sich nicht mit 14 verhei­raten lassen. Aber ich denke, dass man aufhören muss, diese Welten zu trennen. Es ist eine Welt. Und natürlich ist es auch eine Entscheidung, sich dem Elend zu stellen, denn die Erinnerungen holen einen immer wieder ein und man beginnt sein Leben zu hinterfragen. Ist es nicht verrückt sich ein Ballkleid zu kaufen, obwohl man mit demselben Geld ein Jahr lang ein Kind versorgen könnte? Da muss man aber wieder verstehen, dass jede Welt ihre eigenen Gesetze hat. Trotzdem ist es für die Persönlichkeit sehr wichtig, beides zu kennen und auch konstant zu versuchen, etwas zu verändern.

Einer, der sich auch für ZUKI ­engagiert, ist Dompfarrer Toni Faber, mit dem Ihnen immer wieder eine mehr als amikale Beziehung angedichtet wird. Warum, glauben Sie, ist das so?

stöckl:Ich glaube, weil die Leute gerne tratschen und denken, dass da irgendetwas Verbotenes zu entdecken ist.

Können Sie seinen Lebensweg für die Kirche nachvollziehen?

stöckl:Ja, er hatte auch eine prägende Erfahrung in seinem Leben, als man ihm im Alter von 18 Jahren gesagt hat, dass er nicht mehr sehr lange leben wird. Daraufhin hat er sein Leben eben Gott verschrieben. Und ich denke, er ist ein sehr guter Vertreter der katholischen Kirche.  

Was kann man sich eigentlich wünschen, wenn man bereits eine solch beachtliche Karriere hingelegt hat?

stöckl:Um André Heller zu zitieren, der einer der wiederkehrenden Gäste meiner Sendung ist: „Nicht das, was ich will, sondern das, was wird“. Er meint, dass das Leben so läuft. Und das glaube ich auch. Wahrscheinlich ist das auch eine Erkenntnis mit 50 – ich hätte nie gedacht, dass ich zehn Jahre lang ein Hilfsprojekt in Indien mit so viel Einsatz­bereitschaft leiten werde. Das ist eine ganz große Sache für mich, dass aus diesen Kindern etwas wird, und das ist wahrscheinlich das, was eine Mutter erlebt, wenn sie ihre eigenen Kinder hat, nur ich habe Hunderte Kinder. Ich wünsche mir auch, dass es der eigenen Familie gut geht, die Eltern werden ja auch älter und man sorgt sich um vieles. Trotzdem, diesem Leben mit Lebensfreude zu begegnen und hoffentlich noch lange die Kraft für diese Sendung zu haben und alles rundherum managen zu können. Das wünsch ich mir.

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