Von Sex, Scheidung und Selbstbefriedigung

Was Krise und Unsicherheit für unsere Beziehungen bedeuten

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Homeoffice, soziale Isolation und ganz allgemeine Zukunftsängste stellten auch unser ­Beziehungsleben in den vergangenen Wochen auf die Probe. Wir fassen zusammen, was Corona in Liebesdingen mit uns gemacht hat.

Die Corona-Krise legte Wirtschaft und soziales Leben mehrere Wochen lang still – in diesem unsicheren Zeitraum mussten auch Liebe und Leidenschaft darunter leiden. Paare sahen sich in der mitunter auch belastenden Situation, durchgehend Zeit miteinander zu verbringen, während Singles zumeist in ihren eigenen vier Wänden isoliert waren, ohne die Möglichkeit zu daten oder neue Menschen kennenzulernen. Eine Herausforderung für Liebesleben und Psyche, die definitiv auch ihre Spuren hinterlassen hat, was diverse Erhebungen aufzeigen. Lesen Sie hier, welche Einflüsse Corona in Sachen Liebe & Sex genommen hat.  

Die schlechte Nachricht zuerst

Einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Civey“ zufolge haben sich 2,2 Prozent der verheirateten Paare im Zuge der Corona-Beschränkungen zwischen Ende März und Ende Mai dazu entschlossen, sich scheiden zu lassen. Im Vergleich mit einem „gewöhnlichen“ Jahr zeigt sich, dass das gar nicht so wenige sind: Laut deutschem Bundesamt für Statistik fassten 2018 in einem vergleichbaren Zeitraum nur 0,42 Prozent aller Ehepaare den Entschluss zur Scheidung – somit hat sich die Scheidungsrate durch Corona in etwa verfünffacht. 

Wer die Krise meistert, meister alles

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Denn auch wenn die Situation rund um Covid-19 eventuell einige Paare zur Trennung bewogen hat, hat die Pandemie viele auch zusammengeschweißt. Denn laut einer repräsentativen Parship-Studie, die Ende März durchgeführt wurde, empfanden 67 Prozent der in einer Beziehung lebenden Österreicher und Österreicherinnen ihren Partner*In als „große Stütze in einer schwierigen Zeit“. Sie genossen die gemeinsame Zeit zu Hause, teilten sich die Aufgaben im Haushalt gerecht auf und waren alles in allem froh, die Corona-Krise nicht allein meistern zu müssen. Dazu ergänzend ergab auch die Umfrage des deutschen Dating-Portals „Secret“, dass sich 59 Prozent der in dieser Studie Befragten fühlen sich ihrem Partner nun näher als je zuvor. Ganze 87 Prozent der befragten Singles und Liierten resümierten, dass Corona ihrem Liebesleben nicht geschadet habe. 

Krisenhobby Masturbation

Für Paare, die nicht im selben Haushalt, derselben Stadt oder gar im selben Land leben, stellte die Pandemie durchaus eine Herausforderung dar, intime Momente miteinander zu erleben. Andere hatten in der gemeinsamen Quarantäne umso mehr Zeit zu zweit. Nicht zu vergessen die Millionen Singles, die wochenlang nicht einmal daten durften. Viele nutzten diese Zeit in den eigenen vier Wänden daher verstärkt für Selbstliebe. Dem Lustreport 2020 des Sextoy-Herstellers Tenga zufolge, an dem rund 5.000 Männer und Frauen aus fünf verschiedenen Ländern (darunter auch Deutschland) teilnahmen, befriedigten sich diese drei Mal häufiger als sonst. Durch die gesellschaftlichen Einschränkungen musste ein Ausgleich her, um das Wohlbefinden zu steigern. Der Befragung zufolge sahen sie die Selbstbefriedigung eher als eine Art Selbstfürsorge an (75 Prozent) – im Vorjahr war das für lediglich 48 Prozent ein Grund. Hinzu kommt, dass viele Frauen und Männer (53 Prozent) durch die fehlenden sozialen Kontakte und somit Termine und Verbindlichkeiten sowie das Homeoffice oder die Kurzarbeit während der Corona-Krise deutlich mehr Zeit hatten und haben, sich selbst zu befriedigen. Diejenigen, die nicht entschleunigen konnten, masturbierten, um Stress abzubauen (bei Männern 54 Prozent, bei Frauen sogar 59 Prozent).  

Boom

Von den Lust steigernden Nebeneffekten der Pandemie zeugen auch die enorm angewachsenen Umsatzzahlen diverser Erotik-Onlineshops. Die E-Commerce-Händler profitierten davon, dass ihre Kunden mehr Zeit hatten. So kann sich der Online-Anbieter Eis.de über doppelt so hohe Bestellzahlen wie zuvor freuen, wie das Unternehmen gegenüber dem „Business Insider“ angab. Dabei soll der 23. März der stärkste Verkaufstag in der Firmengeschichte gewesen sein. Aber auch andere Anbieter konnten sich über gestiegene Absatzzahlen freuen. Besonders beliebt: ferngesteuerte Vibratoren oder Vibro-Eggs, die per App auch vom räumlich getrennten Partnern bedient werden können. Ebenfalls in den Verkaufs-Rankings weit oben fanden sich Set-Boxen mit Überraschungs-Inhalt, die zu mehrtägigen Intimitäts-Abenteuern animieren sollen.
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