Zurück in die Liebe

Online-Dating & Cyber-Sex - die Zukunft der Leidenschaft

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Unsere Beziehungen stehen im Wandel. Liebe finden die Menschen immer häufiger online. Das Buch „Future Love“ von Matthias Horx untersucht diese Wandlungsprozesse mit Wissenschaft und Kabarett. 

Die Liebe. Ein zeitloses Mysterium, das uns durch die Epochen begleitet. Forderte der Gentleman die Petticoat-Dame in den 50ern zum Tanz auf  – man war quasi schon „fix zam“ –, verband das Leben in der Kommune der 68er die  Seelenverwandten. In den  80ern sammelten die Liebenden die Kuschelrock-CDs und man lauschte Bonnie Tylers Total Eclipse of the Heart. Die Kette mit den zusammenpassenden Anhängern (wahlweise halbe Herzen oder Puzzle-Teile) markierten die Zusammengehörigkeit in den 90ern. Und dann? Dann kam das Internet und für heillose Romantiker in Sachen Liebe und Partnerschaft ist dieser Sachverhalt mit der christlichen Apokalypse gleichzusetzen. Online-Dating, Tinder und die Ohnmacht der Menschen, in direkten Kontakt zueinander zu treten, geschützt durch die Mauer der Anonymität und der unbegrenzten Möglichkeiten des World Wide Web, erlebte nicht nur die Polygamie einen Aufschwung, nein auch der traurigste Trend, die Sologamy, Menschen, die sich selber heiraten (erinnert auch an die Folge „Das Recht auf Schuhe“ der 6. Staffel Sex and the City), wird langsam rechtlich zu einer ernst zu nehmenden Sache. Steuervorteile und Sorgerechtsfragen inklusive. 
 

Wandlungsprozesse

Viele denken, die Lösung in Sachen Liebe wäre es, die Handlung des Films „Zurück in die Zukunft“ nachzuahmen – zurück zur wahren Liebe sozusagen. Doch ganz ohne das Modell der Vergangenheit kommt Zukunftsforscher Matthias Horx in seinem neuen Werk „Future Love. Die Zukunft von Liebe, Sex und Familie“ aus. Es ist auch das erste Buch, das sich aus Sicht der Trend- und Zukunftsforscher dem „weichen“ Thema Liebe widmet. Horx untersucht auf lustige und gleichzeitig sehr wissenschaftlich untermalte Art und Weise die Wandlungsprozesse der modernen Familie, Liebe und Partnerschaft. Dabei erläutert er, warum – entgegen dem Großteil der öffentlichen Meinung – Onlinepartnerbörsen das jahrtausendealte Spiel vom Suchen und Finden doch nicht völlig neu erfinden. Denn auch hier gilt laut Horx nach wie vor: „Liebe ohne Unsicherheit ist keine Liebe. Deshalb sind alle Garantien, Schwüre, Verträge in Liebesbeziehungen eigentlich unsinnig. Man begibt sich in eine heillose Abhängigkeit, erlebt einen gigantischen Kontrollverlust – und nur dort, hinter dieser Garantielinie begegnet man sich selbst und dem anderen.“ Die vielfach vermisste Leidenschaft entsteht selten durch Komfortsituationen: „Und das ist das Dilemma unserer heutigen Liebeskultur, die zwar von Abenteuern kündet, aber dank der elektronischen Medien immer mehr emotionale Kontrolle anstrebt“, sagt Horx. In der Studie „Love Online“ brachte es Jean-Claude Kaufmann damit auf den Punkt: „Online-Dating ist der Kosumententraum der modernen Zeit: Nimm dir, ohne genommen zu werden. Aber dahinter steht eine Kontrollillusion. Wenn man zu Hause sitzt, in Hausschuhen oder abgewetzten Jeans, hat man den großen Vorteil, dass man nach Belieben ein- oder ausloggen kann. Ein realer Mann oder eine reale Frau wird jedoch alles durcheinanderbringen. Die eigene Identität wird durcheinandergewirbelt – eine Metamorphose, die gleichzeitig attraktiv und beängstigend ist.“ Horx sagt, wir müssen weg davon, aus Liebe ein „Komfortgefühl“ zu machen, denn „reale Liebe ist immer auch eine Anstrengung“, konstatiert der Zukunftsforscher. Und eine Anstrengung ist Liebe sicherlich nicht erst durch das Aufkommen des Internets, von Dating-Plattformen und Partner-Apps geworden. Auch eine Dame zum Tanz aufzufordern, braucht ­eine gehörige Portion Mumm …


Beziehungsphänomene

Reproduktive Planung ist laut Horx das Standardmodell der modernen Kultur, um Kinder in die Welt zu setzen (neben flüchtigen Kopulationen, den gemeinen One-Night-Stands). Bevor es jedoch überhaupt dazu kommen kann, dass sich Frau oder Mann Gedanken um Nachwuchs machen können, geht dem ein hochkomplexer Vorgang voraus: die Suche nach der besseren Hälfte, dem Partner fürs Leben! Im Zeitalter des ständigen Mobilseins und in einer Zeit, in der Netflix&Chill und unsere von Tinder und Co. verkorksten Dating-Gewohnheiten längst das „Filmschauen“ und die Autokino-Dates von damals ersetzt haben, ist das gar nicht so einfach. Und nicht nur das: Es kann sogar gefährlich sein! MADONNA hat die häufigsten und vor allem dreistesten Phänomene der modernen Dating-Welt unter die Lupe genommen. Fühlen Sie sich in einem der folgenden Muster (siehe unten) angesprochen, tun Sie  sich selbst und Ihren ungeborenen Kindern meist einen Gefallen, wenn Sie die- oder denjenigen in den Wind schießen!
 
7 Beziehungs-Phänomene 1/7
BENCHING

Sportler wissen: Auf der Ersatzbank sitzt man selten gern. Benching hat schon viele Frauen in den Wahnsinn getrieben. Denn man sitzt nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes auf der langen Bank, es kann sogar sein, dass man auf dieser Bank nicht alleine sitzt! Das Gemeine: Sitzt du auf der langen Bank, meldet sich dein Schwarm immer wieder einmal und schickt süße Nachrichten, festlegen will er sich jedoch nicht. Du hast keine Priorität, sondern bist in der Dating-Warteschleife. Tipp: Runter von der Bank und jemanden suchen, der klar signalisiert: Du bist meine oberste Priorität! 
 
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