Studie

Zahlt sich gutes Aussehen im Job aus?

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Experten kritisieren allerdings die Ergebnisse.

Zahlt sich gutes Aussehen im Job aus? Eine Studie stellt die lange vorherrschende These einer "Schönheitsprämie" zumindest für den US-Arbeitsmarkt in Frage. Oft verdienten die am wenigsten attraktiven Menschen sogar mehr als besser aussehende, schreiben Satoshi Kanazawa von der London School of Economics und Mary Still von der University of Massachusetts im "Journal of Business and Psychology".

Statt Schönheit seien Merkmale wie Gesundheit, Intelligenz und günstige Persönlichkeitsfaktoren ausschlaggebend für bessere Bezahlung. Andere Experten widersprechen: Die Studie habe gravierende Schwächen.

Langzeitstudie

Kanazawa und Still legten ihrer Auswertung die Langzeitstudie "Add Health" zugrunde. Junge US-Amerikaner waren dafür zwischen 1994 und 2008 in fünf Wellen zu zahlreichen Aspekten befragt worden. Zu Beginn waren die mehr als 20.000 Teilnehmer, die auch im Aussehen bewertet wurden, durchschnittlich 16 Jahre alt, am Ende 29 Jahre.

Anhand ihrer Daten untersuchte das Team drei Punkte, die nach Ansicht vieler Kollegen zu einer Gehaltskluft zwischen attraktiven und weniger gut aussehenden Menschen führen: Diskriminierung durch Arbeitgeber, Kollegen oder Kunden, Selbstbeschränkung der Betroffenen auf bestimmte Berufsfelder und individuelle Unterschiede.

Dass sehr unattraktive Menschen vergleichsweise viel Geld verdienten, widerspricht nach Auffassung der Autoren der These, dass sie eher diskriminiert werden. Auch für finanzielle Nachteile durch Selbstbeschränkung fanden die Forscher keine Bestätigung.

Bei letztem Punkt versuchten sie, statt Attraktivität die Merkmale Gesundheit, Intelligenz und positive Persönlichkeitsaspekte in ihrer finanziellen Auswirkung zu berechnen. Hier fanden sie ihrer Auffassung nach deutliche Belege. Sprich: Jemand werde zwar möglicherweise als "schön" eingestuft, bekomme aber de facto deshalb mehr Geld, weil er intelligenter, gesünder und in seiner Persönlichkeit offener und positiver sei.

Kritik

Für den Pionier der Attraktivitätsforschung, den US-Ökonomen Daniel Hamermesh ("Beauty Pays") von der University of London, lässt die Studie einige strukturelle Fragen offen. Andere Arbeiten seien ebenfalls auf Basis der "Add Health"-Daten zu Ergebnissen gekommen, die die These der "Schönheitsprämie" voll stützten. "Das einzige "ungewöhnliche" Ergebnis ist ein Blick auf die winzige Fraktion der jungen Leute, die als sehr unattraktiv eingeschätzt werden - eine viel zu kleine Gruppe", erläuterte Hamermesh.

In der Tat werden dieser Gruppe höchstens 280 Teilnehmer zugeordnet, während in anderen mehr als 4.500 zu finden sind. Auch Arbeitsökonom Thomas Bauer vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen hält die allgemeine Aussage, dass sehr unattraktive Menschen mehr verdienen als viele besser aussehende, auf dieser geringen Datenbasis für schwer haltbar.

Zudem habe das angeführte mittlere Einkommen der einzelnen Gruppen keine wirkliche Aussagekraft. "Es berücksichtigt zum Beispiel nicht, wie viele unattraktive Menschen gar keinen Job finden", sagt Bauer.

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