Abfuhr von Hahn für Linzer Medizin-Uni

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Erneut gegen die Errichtung einer Medizin-Universität in Linz spricht sich Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V) aus. Ein allfälliger Mehrbedarf an Medizin-Absolventen könne von den bestehenden medizinischen Universitäten in Österreich bewältigt werden, so Hahn am 1. Dezember im parlamentarischen Wissenschaftsausschuss.

Dies sei billiger als die Errichtung einer neuen Universität, so der Minister laut Parlamentskorrespondenz. Derzeit gibt es öffentliche Medizin-Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck. Erst am 1. Dezember hatten SP- und VP-Vertreter des Landes Oberösterreich bzw. der Stadt Linz mittels einer Studie versucht, die Notwendigkeit einer vierten Medizin-Uni in Österreich zu belegen. Auch Grüne, FPÖ und BZÖ in Oberösterreich sprachen sich für eine Linzer Medizin-Universität aus.

Scharfe OÖ. Kritik an erneuter Absage

Scharfe Kritik an der erneuten Absage hagelt es aus Oberösterreich: Die Klubobmänner von SPÖ und FPÖ setzen gleichermaßen auf den Nachfolger Hahns, wie Karl Frais (S) und Günther Steinkellner (F) am 2. Dezember in Presseaussendungen bekanntgaben. Frais wirft dem scheidenden Minister vor, "geistig bereits in Brüssel zu weilen" und zitiert erneut aus der am 1. Dezember präsentierten Machbarkeitsstudie: Es bestehe ein künftiger jährlicher Bedarf von 1.600 Medizinabsolventen in Österreich. Tatsächlich zur Verfügung stünden aber nur 1.400 Studienplätze, wovon 25 Prozent für ausländische Studierende reserviert seien. Berücksichtige man noch die Drop-Out-Quote von 20 Prozent, blieben nur etwa 800 angehende Ärzte über. Der Bedarf sei aber doppelt so hoch, führte Frais in seiner Aussendung aus.

Für Steinkellner beweise Hahn einmal mehr, "dass er für die Bundesländer nichts übrig hat." Seine Ablehnung der Medizin-Uni würde sich nahtlos an die Benachteiligung der Johannes Kepler Universität in Linz reihen, kritisierte der freiheitliche Klubobmann. Er befürchte, dass Hahn als EU-Kommissar genauso wenig für Österreich übrig haben werde, wie jetzt für die Anliegen der Bundesländer. Er sei u.a. an den Problemen der Universitäten gescheitert und würde nun nach Brüssel flüchten. "Kein Wunder also, dass er nicht einmal mehr von seinen eigenen ÖVP-Kollegen ernst genommen wird", so Steinkellner.

Kritik auch von oö. ÖVP und Grünen

Kritik an der erneuten Absage kommt auch von ÖVP und Grünen in Oberösterreich: Während ÖVP-Klubobmann Thomas Stelzer ankündigt, weiter dafür kämpfen zu wollen, bezeichnete sein Kollege von den Grünen Gottfried Hirz die Haltung Hahns als "realitätsfremd". "Ein Nein ist sicher nicht das letzte Wort, das in dieser Angelegenheit gesprochen wurde", zeigt sich Stelzer kämpferisch. Es sei nicht einzusehen, dass Oberösterreich auf Dauer jährlich unzählige Medizinstudenten etwa nach Wien oder Innsbruck exportiere, weil das Angebot in Linz nicht vorhanden sei, so der Klubobmann der Volkspartei.

Seine Parteikollegin, die für Wissenschaft und Forschung zuständige Landesrätin Doris Hummer erklärte in einer Aussendung zudem, eine Medizin-Universität Linz wäre Impulsgeberin für oberösterreichische Stärkefelder wie "Life Science" und böte damit Potenzial für die Weiterentwicklung des Wissenschafts- und Innovationsstandortes Oberösterreich. Bei einer neuen Medizin-Uni sollte daher der Fokus auf die Altersmedizin und Präventionsmedizin gelegt werden.

Hirz stellte fest, er habe zwar nichts anderes erwartet, sei aber dennoch enttäuscht. Er bezeichnete die ablehnende Haltung des scheidenden Ministers als "realitätsfremd und kurzsichtig". Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Nachfolger Hahns "ein wirklich offenes Ohr für dieses Oberösterreichische Anliegen hat und dem völlig gerechtfertigten und wichtigen Projekt aufgeschlossen gegenübersteht", so der Grüne Klubobmann.

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