Studie

Hang zu Drogen zeigt sich im Gehirn

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Einige Teenager haben höheres Risiko, mit Drogen zu experimentieren.

Ein Hang zu Drogenmissbrauch lässt sich laut einer Studie bei Jugendlichen im Gehirn erkennen. Einige Teenager hätten ein höheres Risiko, mit Drogen und Alkohol zu experimentieren, weil bestimmte Eigenheiten ihres Gehirns sie impulsiver machten, schreibt ein großes Forscherteam im Fachjournal "Nature Neuroscience". Das Ergebnis helfe bei der Klärung der Frage, ob bestimmte Hirnmuster vor dem Drogenmissbrauch da sind - oder durch diesen entstehen.

Untersuchung
Das internationale Team um Robert Whelan und Hugh Garavan von der University of Vermont (USA) hatte von knapp 1.900 14-Jährigen Aufnahmen des Gehirns angefertigt. Die Bilder wurden mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) während einer Versuchsreihe aufgezeichnet: Die Burschen und Mädchen wurden gebeten, bei einem Test einen Knopf zu drücken. In einigen Fällen mussten die Teenager die Bewegung in letzter Sekunde stoppen - Menschen mit guter Impulskontrolle gelingt dies besser. Die Forscher hatten zudem abgefragt, ob und welche Drogen die Jugendlichen bereits konsumiert hatten. Einbezogen wurden auch genetische Analysen.

Expermimentierfreudig
Eine Schlüsselerkenntnis: Eine verminderte Aktivität in einem neuronalen Netzwerk, zu dem der Orbitofrontalen Cortex gehört, ist assoziiert mit der Experimentierfreudigkeit bei Alkohol, Zigaretten und illegalen Drogen. Das Netzwerk funktioniere bei einigen Kindern nicht so gut wie bei anderen, das mache diese impulsiver, wird Whelan in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Der Orbitofrontale Cortex, ein Teil des Frontallappens der Großhirnrinde, wird schon lange mit mangelnder Impulskontrolle und Drogenmissbrauchsverhalten in Verbindung gebracht. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang.

Die aktuelle Untersuchung zeigte auch, dass bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) andere Netzwerke involviert sind. Anders als bisher angenommen würden der Hang zum Drogenkonsum und ADHS - obwohl beide mit mangelnder Impulskontrolle in Verbindung stehen - wohl nicht komplett über die selben, sondern verschiedene Steuerkreise reguliert. ADHS sei somit auch nicht unbedingt ein Zeichen für ein höheres Risiko eines Kindes, Drogen auszuprobieren.

Die Studie wurde von der Europäischen Union finanziell unterstützt, sie ist Teil des Analyse-Projekts "Imagen", bei dem europäische Wissenschafter Daten von 2.000 Jugendlichen aus Irland, Frankreich, England und Deutschland über Jahre erfassen und auswerten. An der aktuell präsentierten Studie waren Forscher aus Hamburg, Berlin, Heidelberg und Dresden beteiligt.
 

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