Kristin Pelzl-Scheruga

Wie viel Üben ist genug?

Teilen

Drillen oder chillen: Ich bin im Klavier-Dilemma...

Ich habe pädagogische Weisheiten nicht mit dem Löffel gefressen. Und Mütter, die immer genau wissen, was das Beste für ihre Kids ist und dabei nie an ihre Grenzen stoßen („Also bei uns ist das alles überhaupt kein Problem, echt nicht!“), sind mir suspekt.

Nehmen wir zum Beispiel das Klavier-Üben: Rosa (7) hat sich vor knapp zwei Jahren dazu entschieden, das Instrument zu lernen. Sie ist sehr musikalisch und freut sich immer, wenn sie wieder ein neues Stück kann. Aber sie übt nicht gern (milde formuliert). Nun weiß ich nicht: Soll ich da mehr Druck machen? Oder mir eher die (derzeit erziehungstechnisch weit angesagtere) Laissez-faire-Haltung zulegen: Ist doch egal, ob sie die neuen Stücke probt oder nicht...
Ich bin keine Eislauf-Mama: Meine Tochter muss sich weder auf den Konzertbühnen dieser Welt beweisen noch bei Familiengeburtstagsfeiern. Und ich will schon gar nicht zu viel Druck machen und ihr das Schöne am Musikmachen damit womöglich ganz verleiden. Aber Rosa soll auch lernen, dass einem – trotz Talents – nicht alles in den Schoß fällt. Und dass es sich lohnt, an etwas dranzubleiben. Außerdem kenne ich keinen Erwachsenen, der es je bereut hätte, ein Instrument spielen zu können.
Ich glaube, dafür nehme ich in Kauf, mindestens einmal die Woche „die gemeinste Mama auf der Welt“ zu sein.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Gesund-Chefin von MADONNA.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.